Ägyptischer Anschlag kein Einzelfall
Christen in vielen Ländern bedrängt
Das Hilfswerk Open Doors gibt an, dass weltweit rund 100 Millionen Christen in rund 50 Ländern wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Oftmals müssten sie um ihr Leben fürchten. Mancherorts setzt der Staat Gewalt gegen Christen ein, in anderen Ländern erwächst der Hass aus der Gesellschaft.
8. April 2017, 21:58
Irak
Seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Jahr 2003 sehen sich die Christen im Irak zunehmend der Verfolgung ausgesetzt. Die dramatische Zuspitzung der Lage führte dazu, dass sich die Zahl der Christen im Zweistromland mehr als halbiert haben soll - von 1,2 Millionen auf unter 600.000. Im vergangenen Oktober wurden bei der Erstürmung einer Kirche in Bagdad durch islamistische Extremisten fast 60 Menschen getötet.
Nigeria
Christen und Muslime stellen in Nigeria jeweils die Hälfte der Bevölkerung. Über Weihnachten wurden bei blutigen Angriffen auf Christen mindestens 80 Menschen getötet. In und um die Stadt Jos im Zentrum des Landes explodierten Bomben, Dutzende Angreifer attackierten eine Kirche in der Stadt Maiduguri, Häuser gingen in Flammen auf. Jos liegt im Bundesstaat Plateau, in dem sich schon häufig Gewalttaten zwischen Muslimen und Christen ereigneten.
Ägypten
Trotz der gesetzlichen Religionsfreiheit müssen mehr als sieben Millionen Menschen in Ägypten, die der christlichen Minderheit der Kopten angehören, Gewalt fürchten. Es kommt zu Übergriffen, Zwangsislamisierungen und Morden. Ihr Hilfegesuch an Präsident Hosni Mubarak war vergeblich. Konvertiten drohen Repressalien oder Gefängnis. In der Silvesternacht riss ein Selbstmordattentäter in der Großstadt Alexandria bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche 21 Menschen mit in den Tod.
Nordkorea
Mit Abstand am schlimmsten, schreibt das Hilfswerk Open Doors in seinem Anfang 2010 erschienen "Weltverfolgungsindex", werden Christen in Nordkorea verfolgt. Das kommunistische Regime gehe gegen Mitglieder von Untergrundgemeinden, denen nach Schätzungen etwa 200.000 Menschen angehören, "mit Verhaftungen, Arbeitslagerstrafen für die gesamte Familie eines entdeckten Christen oder Hinrichtungen vor". 70.000 nordkoreanische Christen seien in Lagern gefangen.
Türkei
Schätzungen zufolge leben in der Türkei noch rund 100.000 Christen, nachdem in der ersten Hälfte des des 20. Jahrhunderts die meisten Griechen und Armenier im ehemaligen Kleinasien gewaltsam vertrieben worden waren. Jährlich treten mehrere hundert Muslime in der Türkei zum Christentum über. Kirchen haben in der Türkei bis heute keinen eigenen Rechtsstatus, zudem ist die Ausbildung von Priestern verboten. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu spektakulären Mordfällen: Anfang 2006 erschoss ein 16-Jähriger den katholischen Priester Andrea Santoro im nordtürkischen Trabzon. Drei Protestanten - ein Deutscher und zwei zum Islam konvertierte Türken - wurden im April 2007 in Malatya von Extremisten ermordet. Im Juni 2010 wurde der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Luigi Padovese, von seinem Fahrer umgebracht - die Hintergründe der Tat sind nach wie vor ungeklärt.
Saudi-Arabien
Die Ausübung des Christentums, sogar der Besitz einer Bibel oder eines Kreuzes, ist in Saudi-Arabien streng verboten, obwohl das Land nicht wenige christliche Gastarbeiter etwa von den Philippinen oder aus Indien beherbergt. In dem Staat, auf dessen Gebiet die für den Islam heiligsten Städte Mekka und Medina liegen, dürfen keine Gottesdienste gefeiert werden; christlichen Geistlichen ist die Einreise untersagt. Beim Abfall vom islamischen Glauben droht die Todesstrafe.
Indien
Spannungen zwischen Christen und Hindus gibt es in Indien seit vielen Jahren, die Situation ist je nach Region aber sehr unterschiedlich. Christen machen nur rund 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Indiens aus; vor allem die Unionsstaaten Goa und Kerala an der Westküste sind aus historischen Gründen aber stark vom Christentum geprägt. In manchen Unionsstaaten habe sich hindu-nationalistischer Hass wiederholt in gewalttätigen Ausschreitungen gegen religiöse Minderheiten entladen, konstatierte unlängst der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Ludwig Schick. Er erinnerte an den August 2008, als eine Gewaltwelle durch den ostindischen Unionsstaat Orissa schwappte. Nach seinen Angaben zerstörten radikale Hindus christliche Einrichtungen, 118 Menschen verloren ihr Leben, 54.000 Christen ihr Dach über dem Kopf.
China
In China leben nach offiziellen Angaben 16 Millionen Christen, nach Schätzungen christlicher Religionsgemeinschaften mindestens 40 Millionen. Die katholische Kirche in China ist seit dem Bruch der Kommunisten mit dem Vatikan 1951 gespalten. Auf der einen Seite gibt es die von Peking kontrollierte Staatskirche, die die Autorität Roms ablehnt. Ihr gehören nach offiziellen Angaben fünf Millionen Gläubige an. Zudem gibt es die Rom-treue Untergrundkirche mit geschätzten rund zehn Millionen Gläubigen. Ihre Mitglieder stehen loyal zum Papst, leiden deswegen aber unter staatlichen Repressalien.