"Salome" zum Auftakt

Neustart für die Osterfestspiele

Samstagabend, 16. April 2011, beginnen in Salzburg die Osterfestspiele mit "Salome" von Richard Strauss. Nach vier Jahren, in denen die Teile von Wagners "Ring des Nibelungen" zunächst in Aix en Provence herausgekommen sind, gibt es heuer zum Auftakt des Festivals wieder eine tatsächliche Premiere.

Im Vorjahr haben die Vorwürfe der Veruntreuung den Festivalstart noch überschattet, heuer weht ein zarter Hauch von Neustart über die Osterfestspiele. Eine der Initiativen: neben Oper und Orchesterkonzerten auch attraktives Programm für ein weniger reiches Publikum zu machen.

Mittagsjournal, 16.04.2011

Kostengünstige kontrapunkte

Oper und Orchesterkonzerte der Berliner Philharmoniker sind seit der Gründung 1967 das Herzstück der Osterfestspiele, 1994 hat Claudio Abbado die "kontrapunkte" begründet, Peter Alward als geschäftsführender Intendant will diese kostengünstigeren Kammerkonzerte nun attraktiver machen:

Die teuersten Karten kosten 30 Euro und die günstigsten fünf Euro, so Alward: "Dafür bekommt man Simon Rattle, dafür bekommt man Julia Fischer - und das sind immerhin die Hauptdarsteller der 'großen Serie'." Dazu Isabel Karajan, die Tochter des Osterfestspielgründers, die die kontrapunkte mit Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" eröffnet.

Teleskop beherrscht die Bühne

Strawinsky, wie auch Mahler oder Schönberg, prägen die Programme der Konzerte, alle Zeitgenossen von Richard Strauss. Dessen Oper "Salome" hat zum Auftakt Premiere.

Blicke als Vorzeichen für sich anbahnendes Unglück sind ein zentrales Thema in der Strauss-Oper. Regisseur Stefan Herheim hat sie verbunden mit männlicher sexueller Macht und hat als Symbol dafür ein riesiges Teleskop erdacht; es beherrscht die Bühne, die von einem riesigen Mond überwölbt wird.

Der Mond, genauer Frau Luna, zieht, so Herheim, alle Blicke auf sich: "Ein Mann blickt auf die weibliche Fläche des Mondes und sieht eigentlich nur sein eigenes Licht darin; das heißt er konstruiert sich eigentlich eine Wirklichkeit zusammen und nutzt die Frau nicht für das, was sie ist, er stellt sich nie auf Augenhöhe mit ihr, sie ist ein reiner Wunschmarkt, ein Objekt der eigenen Sehnsucht, der unerfüllten Lüste und der eigenen Ohnmacht."

Orchester muss "wie von Sinnen" sein

2003 hat Stefan Herheim mit seiner Inszenierung der "Entführung aus dem Serail" einen Festspielskandal ausgelöst, seine Bilder für "Salome" wirken spektakulär, aber nicht mehr provokant. Dem Tyrannen Herodes hat er eine Schar ähnlich Gesinnter zur Seite gestellt, von geistlichen Würdenträgern bis zu absolutistischen Herrschern oder Diktatoren des 20. Jahrhunderts, und aus dem "Tanz der sieben Schleier" wird in dieser Produktion ein "Tanz der sieben Salomes".

Die Musik von Richard Strauss muss Sinnlichkeit und Begehren, Macht und Blutrünstigkeit illustrieren. Sir Simon Rattle sagt, die Oper gleiche einem Jugendlichen im ersten Testosteron-Rausch, selbst in ruhigen Momenten müsse das Orchester wie von Sinnen klingen, "Salome" sei eine wirkliche Herausforderung, aber wunderbar.

Die Titelpartie singt in Salzburg die amerikanische Sopranistin Emily Magee, Iain Peterson ist Jochanaan. "Salome" wird noch am Ostermontag aufgeführt.

Textfassung: Ruth Halle