Zehntausende bei "Freitag des Zorns"

Syrien: Neue Schüsse in Protesthochburg

Die Menschen in Syrien trotzen dem Kundgebungsverbot der Regierung. Sie sind dem Aufruf zu einem "Freitag des Zorns" gefolgt und zu Zehntausenden auf die Straße gegangen. Auch in der von Armeepanzern belagerten Protesthochburg Deraa haben sich die Menschen auf die Straße gewagt. Hier sollen Sicherheitskräfte wahllos in die Menschen geschossen haben.

Abendjournal, 29.04.2011

Wahllos in die Menge geschossen

Es ist fast nicht möglich, an gesicherte Informationen aus Syrien zu gelangen. Vollkommen isoliert, ohne Telefon und ohne Strom ist die Stadt Deraa. Auf Demonstranten, die aus der Umgebung auf Deraa zumarschiert sind, sollen Regierungs-Kräfte wahllos das Feuer eröffnet haben. Ein Krankenhaus aus dem Vorort Tafas meldet 15 von Kugeln durchlöcherte Tote.

Hochburg Deraa

Die Protestmärsche standen heute landesweit im Zeichen der Solidarität für die von Armeepanzern eingekesselten Bewohner von Deraa. Hier, wo der Widerstand vor 6 Wochen begonnen hat, scheint es die syrische Staatsmacht drauf anzulegen, den Protest mit aller Gewalt abzuwürgen.

Handyvideos zeugen von Protest

Diese Sprechchöre - sie fordern Freiheit für Deraa - stammen von im Internet verbreiteten Handyvideos, die man aus mehreren syrischen Städten von Nord bis Süd findet. Auf allen Videos marschieren in großen Massen mehrheitlich junge Männer und meist erschallt auch der Ruf, weg mit Bashar al Assad, weg mit dem Regime. Berichte über Gewalt abseits Deraa gibt es bis jetzt nur vereinzelt. An einigen Stellen - so berichten Aktivisten - sollen Sicherheitskräfte Demonstranten mit Stöcken und Kabeln und Ketten auseinander getrieben haben.

EU für Sanktionen

In Brüssel könnte die EU heute grünes Licht für erste Sanktionen gegen das syrische Regime geben, in Genf ringt der UNO-Menschenrechtsrat um eine einstimmige Verurteilung der Gewalt.