Iranischer Autor erhält Human Rights Book Award

Porträt Houshang Asadi

Unter dem Titel "Letters To My Torturer", also "Briefe an meinen Folterknecht" hat der iranische Autor, Journalist und Übersetzer Houshang Asadi 2010 ein Buch veröffentlicht, in dem er die persönlich erlittenen Gräueltaten während seiner mehrjährigen Gefängnisaufenthalte im Iran minutiös nacherzählt.

Asadi war vor der Islamischen Revolution 1979 stellvertretender Herausgeber der größten iranischen zeitung "Kayhan" und zudem zwölf Jahre lang Chefredakteur der größten Filmzeitschrift des Landes. Er verfasste Romane, Theaterstücke und Drehbücher und war als Übersetzer ins Persische von Autoren wie T. S. Eliot, Gabriel Garcia Marquez und Mario Vargas Llosa tätig. Am 1. Juni 2011 wird Houshang Asadi im Rahmen der Buchliebling-Gala im Wiener Rathaus der "International Human Rights Book Award - Vienna" verliehen, ein Preis der an den Autor oder die Autorin eines "besonders wertvollen" Werks im Hinblick auf die UNO-Menschenrechtscharta vergeben wird.

Kulturjournal, 01.06.2011

Fast 700 Tage in Einzelhaft, die meiste Zeit im berüchtigten Teheraner Gefängnis Moshtarek, Stockhiebe und Peitschenschläge waren an der Tagesordnung, stundenlang wurde Houshang Asadi in einer Art Kreuzigungshaltung an den Handgelenken aufgehängt, schließlich musste er seine Exkremente essen.

All das kann der 1951 geborene Schriftsteller und Journalist nicht vergessen, bekommt Angstzustände, wenn er sich an die eigene Vergangenheit erinnert. Selbst wenn er heute in Frankreich, wohin er 2003 geflüchtet ist, ein Polizeiauto sehe, fühle er Gefahr, meint Asadi.

Als Mitglied der Tudeh-Partei verhaftet

Houshangs Asadi wurde erstmals noch als Mitglied der marxistisch-leninistischen Tudeh-Partei im Iran im Jahr 1974 unter dem Schah-Regime verhaftet, später auch nach der Islamischen Revolution von 1979, als Oppositionsparteien verboten waren. Akte purer Willkür, wie vieles was in den iranischen Gefängnissen passiere:

"Die Folterknechte im Iran haben immer schon speziell vorgefertigte Szenarien für die Gefängnisinsassen, also eines für Nationalisten, eines für Links-Aktivisten oder eines für Vertreter von bestimmten religiösen Gruppen. Damit war es auch ganz klar, dass die Tudeh-Partei Verbindungen zur Sowjetunion hat und ich daher ein russischer Spion sein müsse. Als Mann ist man in diesen Szenarien immer ein Spion oder homosexuell, als Frau entweder eine Prostituierte oder homosexuell. Und genau das muss man dann unter dem Einfluss der Folter zugeben."

"Vergeben, aber nicht vergessen"

Houshangs Asadi gibt zu, ein Spion zu sein und wird zum Tode verurteilt, später dann wird die Haftstrafe in 15 Jahre Kerker umgewandelt. Nach sechs Jahren wird er entlassen. Seinem Folterknecht, einem gewissen Bruder Hamid, hat er verziehen. Warum?

"Es gibt in der iranischen Geschichte der letzten 100 Jahre einen Teufelskreislauf der Gewalt. Diejenigen, die an die Macht kommen, foltern jene, die zuvor an der Macht waren, weil sie wiederum von denen gefoltert wurden. So geht das immer weiter. Um diesen Kreislauf zu brechen, muss man vergeben, aber nicht vergessen."

Die Methoden, die Asadi selbst erlitten hat, hat auch das derzeitige Regime beibehalten, manches sei noch schlimmer geworden. Aber es gibt Hoffnung, denn die Kritik am Regime beschränkt sich nicht mehr auf wenige Aktivisten, es gibt breiteren Widerstand. Außerdem könne man sich dank Internet und Facebook besser organisieren, Neuigkeiten werden viel schneller publik gemacht.

Künstler als Vorreiter

Die Rolle von Künstlern innerhalb der Oppositionsbewegung, also der Green Movement, schätzt Houshang Asadi als besonders wichtig ein. Sie sind Vorreiter, etwa der zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilte Filmregisseur Jafar Panahi:

"Das Regime kann einen Regisseur einfach nicht vom Denken und Arbeiten abhalten. Jafar Panahis neuester Film wurde ja kürzlich auch beim Filmfestival in Cannes gezeigt und hat dort sogar einen Preis gewonnen. Die Künstler im Iran sind es mittlerweile gewohnt, dass sie die Zensur umgehen müssen und sie schaffen es immer wieder, das auszudrücken, was sie wirklich denken."

Asadi selbst betreibt von seinem Asyl in Frankreich aus die persisch-englischsprachige Website "roozonline.com", die nicht nur aktuelle politische Ereignisse im Iran kritisch aufgreift, etwa von Gastautoren, sondern auch über die Menschrechtsverletzungen und die Situation von Häftlingen informiert. Das Ziel von Asadi und seiner Frau bleibt natürlich, dass man in den Iran zurückkehren kann, dort gehöre man einfach hin.

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