Helga Rabl-Stadler im Journal zu Gast

Neues Festspielgesetz schadet Salzburg

An diesem Wochenende starten die Salzburger Festspiele mit dem traditionellen Stadtfest, nächste Woche finden dann die offizielle Eröffnung und die ersten Premieren statt. An der Spitze der Salzburger Festspiele seit 1995: die Präsidentin Helga Rabl-Stadler.

Im Journal zu Gast, 23.07.2011

Die Vorberichterstattung für die heurige Festspielsaison war unter anderem geprägt von Turbulenzen rund um die Ein- und Ausladung Jean Zieglers als Festspielredner bis hin zu den ersten Ergebnissen eines Rechnungshof-Prüfberichts, der die interne Struktur des Salzburger Festspielfonds - so der juristische Name der Festspiele - kritisiert. Der Rechnungshof wurde ja in Folge des Finanzskandals rund um die Osterfestspiele im vergangenen Jahr eingeschaltet.

Weil ein Betrieb einen Betrugsfall hat, sei das Produkt noch lange nicht beschädigt, meint Helga Rabl-Stadler. Das Programm habe voriges Jahr ja großen Anklang gefunden.

Der Rechnungshof-Rohbericht übt Kritik an der internen Struktur der Festspiele, Rechnungshof-Präsident Moser spricht sogar "schwerwiegenden Mängeln". "Ich glaube, dass wir den Beweis erbringen, dass man auch mit einem Gesetz aus 1950 (Anm.: Festspielfondsgesetz) künstlerisch und finanziell erfolgreich Festspiele machen kann", entgegnet Helga Rabl-Stadler auf diesen Vorwurf. Der Rechnungshof möchte dieses Gesetz offenbar kippen, "er legt an uns Prüfmaßstäbe wie an eine Kapitalgesellschaft an".

Das Festspielgesetz stamme aus einer Zeit, "wo Österreich dringend einen Leuchtturm brauchte in der schwierigen Nachkriegszeit". Heutzutage herrsche "Festivalitis - wenn ein Ort ein Fremdenverkehrsproblem hat, gründet er ein Festival". Daher fürchte sie ein Gesetz, bei dem alle Festivals "ein Stück vom Kuchen" kriegen sollten, denn dann falle die Basisfinanzierung für Salzburg weg. "Es würde die Festspiele in den Grundfesten erschüttern, wenn wir nicht damit rechnen können, dass die ganze Republik hinter uns steht."

Die Einladung der Festspiel-Eröffnungsredner obliegt der Landeshauptfrau, daher möchte Helga Rabl-Stadler die Ein- und Ausladung von Jean Ziegler nicht mehr kommentieren. Sie glaubt, "dass mit (Joachim) Gauck eine besondere Persönlichkeit Festspielredner wird". Sie habe immer dafür plädiert, dass die Festspiele selbst ihren Festredner aussuchen dürfen "und ich hoffe, dass wir hier in den nächsten Jahren einen Durchbruch erzielen".

Den Einfluss von Sponsoren auf die Ausladung Zieglers streitet Helga Rabl-Stadler ab: "Ich kann ganz deutlich sagen, mich hat weder vorher noch nachher je ein Sponsor angerufen. Dafür sind diese Leute zu intelligent."

Textfassung: Ruth Halle