Anerkennung von Berufen soll leichter werden

Fachkräfte-Potenzial Zuwanderung

Die Wirtschaft klagt über zu wenige Fachkräfte. Dabei bleibt ein großes Potenzial ungenützt: Viele Migranten und Migrantinnen kommen mit einer Berufsausbildung, die dann aber in Österreich nicht anerkannt wird. Jetzt soll die Berufsanerkennung unbürokratischer werden.

Mittagsjournal, 13.08.2011

Großes Potenzial

Jeder kennt das Klischee des Taxifahrers mit einem akademischen Abschluss, doch das gesamte ungenützte Potenzial von Migranten und Migrantinnen, die in Österreich leben, lässt sich nur erahnen. Denn Zahlen darüber gibt es nicht. Aber Umfragen zeigten, dass es hier noch einiges zu tun gebe, sagt der Chef des Arbeitsmarkt-Service, Johannes Kopf: "28 Prozent aller Personen mit Migrationshintergrund bezeichnen sich als überqualifiziert beschäftigt, und nur zehn Prozent der Personen ohne Migrationshintergrund." Das spreche dafür, dass hier Personen nicht für das eingesetzt würden, was sie eigentlich könnten, so Kopf.

Behördendschungel lichten

In der Praxis heißt das auch, dass ausgebildete Krankenschwestern oder Krankenpfleger bei uns als Putzpersonal oder im Tourismus arbeiten. Gründe dafür gibt es viele. Einer der wichtigsten ist der Behördendschungel. Je nach Beruf sind unterschiedliche Stellen zuständig, viele Migrant/inn/en wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen. Der Anerkennungsprozess selbst ist dann oft langwierig und hürdenreich. Am schwersten, ihre Diplome anerkannt zu bekommen, haben es Menschen, die von außerhalb der EU kommen - aus Osteuropa, Afrika und Südamerika, sagt die stellvertretende Leiterin des Integrationsfonds, Beatrix Lewandowski.

Gesetz angestrebt

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) will es Migrant/inn/en daher leichter machen, ihre Berufe anerkennen zu lassen. Bis Jahresende will er einen Gesetzesvorschlag fertig haben, der bei akademischen Titeln eine schnellere Anerkennung bringen soll. In allen anderen Bereichen führt er derzeit Gespräche mit Ländern und Ministerien, sagt sein Sprecher.

Empfehlungsschreiben würde helfen

Etwas, was viel bringen würde, wäre eine Art unbürokratisches Empfehlungsschreiben der zuständigen Behörde, sagt AMS-Chef Johannes Kopf. Nämlich in all jenen Bereichen, in denen keine formale Berufsanerkennung, in der Fachsprache "Nostrifizierung", notwendig ist. "Eine einfache Einschätzung 'ist vergleichbar mit..' würde schon reichen", so Kopf. Eine derartige Stelle gebe es derzeit schon im Wissenschaftsministerium.

Deutsch ist wichtig

Aber nicht nur der Behördendschungel, auch die mangelnden Sprachkenntnisse verhindern oft, dass Migrant/inn/en in Österreich ihren Beruf ausüben können. Für die stellvertrende Leiterin des Integrationsfonds ist es daher auch wichtig, dass Migrant/inn/en, wenn sie zu uns kommen, schon Grundkenntnisse der deutschen Sprache haben.

Sprachkurse für Zuwanderer

Es gilt also auch, sprachliche Barrieren für Migranten und Migrantinnen abzubauen. Darum kümmert sich der eben erwähnte Integrationsfonds - er bietet Sprachkurse für Migrant/inn/en an, die sich um eine Berufsanerkennung bemühen.

Mittagsjournal, 13.08.2011

Barbara Pölki hat Ö1 einen Kurs besucht, der sich speziell an Zuwanderer mit Ausbildungen im Gesundheitsbereich richtet, und mit ihnen über die Herausforderungen auf dem Weg zur Berufsanerkennung gesprochen.