Schüller drängt die Bischöfe zu Klarheit

"Pfarrer" schlagen "Experiment" vor

Die "Pfarrer-Initiative" mit dem früheren Wiener Generalvikar Helmut Schüller an der Spitze ruft zum Ungehorsam gegenüber Rom auf und fordert, dass Priester heiraten, Frauen Priesterinnen sein dürfen und dass Laien predigen sollen. Im Ö1 Interview beharrt Schüller unbeirrt auf den Forderungen und schlägt ein "Experiment" für Österreich vor.

Mittagsjournal, 18.08.2011

Helmut Schüller im Gespräch mit Helene Seelmann

"Sehe den Konsequenzen ins Auge"

Helmut Schüller schätzt, dass die überwiegende Mehrheit, wenn nicht zwei Drittel, vor allem jener, die in den Pfarrgemeinden aktiv mitarbeiten, hinter der Pfarrer-Initiative stehen. Schüller will an seinen Forderungen auf jeden Fall festhalten: "Ich sehe den Konsequenzen ins Auge, wie auch immer sie ausschauen." Ob ein Kirchenausschluss die angemessen Konsequenz wäre, bezweifle er, "aber das ist dann die Frage, ob man sich ausgeschlossen fühlen soll." Sanktionen würden auch ein Bild der Kirche abgeben.

Klare Haltung der Bischöfe gefordert

An die Bischöfe appelliert Schüller, sie müssten sich klar deklarieren, wie sie persönlich zu den Reformen stehen und sich am besten auch vor diese Anliegen stellen. Die Forderungen würden vom Kirchenvolk mehrheitlich seit Jahrzehnten formuliert und müssten "anders ernst genommen werden als bisher". Jedenfalls sollten die Bischöfe ihre Haltung klar aussprechen, "damit ein offener, ehrlicher Dialog stattfindet". Um gegenüber Rom deutlich zu werden, müssten die Bischöfe auch einmal "ihre Lautsprecher umdrehen", so Schüller. Da wären auch Vernetzungen in Europa möglich.

Papst soll "Experiment" erlauben

Ein - bereits vom Theologen Paul Zulehner vorgeschlagener - Kompromissweg wäre für Schüller, dass sich Kardinal Schönborn in Rom die Erlaubnis für ein "Experiment" geben lässt. Jedenfalls müsste wirklich gehandelt werden. "Noch einmal zu reden würde nicht genügen, wir haben schon so oft miteinander geredet." Die Sache liege auf dem Tisch und könne auch nicht mehr klarer gesagt werden. Jetzt gehe es darum, ob seitens der Bischöfe damit gearbeitet werde oder ob sie sich von diesen Anliegen distanzieren wollen. "Der Ball liegt nicht bei Schönborn allein, aber er liegt auf der Ebene der Bischöfe gegenüber der Weltkirche und dem Papst."

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