Polit-Thriller aus Österreich

"Lerne deine Feinde kennen"

Ein aufstrebender Politiker, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird, steht im Mittelpunkt des österreichischen Films "Am Ende des Tages". Regisseur Peter Payer spart dabei auch nicht mit Anspielungen auf die politische Wirklichkeit.

Kulturjournal, 23.08.2011

Peter Payer im Interview mit Arnold Schnötzinger

Er ist jung, dynamisch, trägt schickes Outfit und fährt einen deutschen Luxuswagen, seine Frau (Anna Unterberger) stammt aus bestem Hause und erwartet das erste Kind, auch beruflich befindet er sich vor dem nächsten Karriereschritt, jenem in den Nationalrat. Ein österreichischer Politiker (Simon Schwarz) macht Karriere.

"Mit Ehrlichkeit kommst du weiter." "Das Leben ist ein Kampf." "Nicht wo ein Mensch herkommt ist wichtig, sondern wo er hinwill." Aus Worthülsen und Gemeinplätzen zimmert sich der Politiker sein Weltbild, zwischen zynischem Politsprech und selbstbetrügerischer Fassade. Auch der Filmtitel "Am Ende des Tages" passt dabei ins Konzept. Regisseur Peter Payer: "'Am Ende des Tages' heißt ja für die meisten Politiker, jetzt schauen wir mal, dann warten wir mal, und dann reagieren wir. Das ist auch für die Figur im Film und ihr Geheimnis aus der Jugend zutreffend."

Kultur aktuell, 23.08.2011

Risse in der Fassade

"Lerne deine Feinde kennen." - noch so ein Sinnspruch - wird für den Politiker unfreiwillig zur bitteren Wahrheit. Ein Verbrechen aus der Vergangenheit bedroht nun die aufsteigende Existenz, ein enger Jugendfreund (Nicolas Ofczarek) hat noch eine Rechnung offen. Auf einer Wochenendfahrt von Wien nach Tirol gerät das Politikerpaar mehr und mehr in Bedrängnis. Langsam, aber sicher bekommt die Fassade Risse, agiert die Figur an der Grenze zur Karikatur.

Politisches Sittenbild

Thriller, Road-Movie und Kammerspiel im Auto. Peter Payer schafft Spannung aus Gegenbewegungen und Rollenspielen. Das Sühnebedürfnis des anfänglich psychopathisch wirkenden Jugendfreundes erhält sukzessive Legitimation, die Wahrheitssuche kratzt hingegen am Saubermann-Image des Politikers, und die Idylle der alpinen Natur wird zur finalen Kulisse für einen Alptraum.

Welchen Einfluss hatte die aktuelle Tagespolitik auf den Film? Nochmals Peter Payer: "Zum Beispiel die Ehrlichkeit. Warum sagen Politiker nicht einfach, dass man ein Problem hat und dass die Lösung für manche Bevölkerungsgruppen schwierig wird. Warum man das nicht sagen kann, ist mir wirklich ein Rätsel." Bizarres Persönlichkeitsprofil und politisches Sittenbild, wie auch immer, wieder einmal sind es Lügen, die viel Energie brauchen, um aufrecht erhalten zu werden, bevor sie ohnehin auffliegen. Am Ende des Tages.