Christoph Thun-Hohenstein tritt Dienst an

Die Pläne des neuen MAK-Direktors

Als "Weltklassemuseum für angewandte Kunst im 21. Jahrhundert" will Christoph Thun-Hohenstein (51) das MAK positionieren. Der neue MAK-Direktor, der am Donnerstag, 1. September 2011 seinen Dienst antritt, ist nicht nur studierter Jurist und Kunsthistoriker, er ist auch gelernter Diplomat und leitete von 1999 bis 2007 das Österreichische Kulturforum New York.

Mittagsjournal, 01.09.2011

Seit 2007 leitete er "departure", die Kreativagentur der Stadt Wien, und widmete sich in dieser Funktion der Förderung von Design, Architektur, Mode und Multimedia.

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Prüfer noch im Haus

Christoph Thun-Hohenstein konzentriert sich voller Tatendrang auf die Zukunft des MAK, während noch fünf Prüfer des Rechnungshofes im MAK unterwegs sind, um die Finanzgebarung seines Vorgängers Peter Noever zu durchleuchten.

Wenn der Rechungshofbericht zum Jahresende abgeschlossen sein wird, wird Thun-Hohenstein gerade seine erste Ausstellung präsentieren, die auch paradigmatisch für die neue MAK Linie sein soll: Was sagt die Gegenwartskunst zu den Fragestellungen der Architektur und wie denken Architekturschaffende darüber?

Neue Online-Angebote geplant

Ein solcher Dialog zwischen den Disziplinen ist Thun-Hohenstein wichtig, aber auch der Dialog mit dem Publikum - vor allem im Internet: "Wir werden eine neue Website machen, aber auch einen Erstauftritt in einem umfassenden Ausmaß in den Social Media - mit neuen Angeboten und hier auch für die Fachbereiche, aber auch für das Übergreifende." Man will weltweite Online-Communities aufzubauen.

Die bisher sehr schlechte Besucherfrequenz im MAK will Thun-Hohenstein auch erhöhen, indem er die Schätze der Sammlung weiter durchforstet. Sie sollen dem Publikum in den neu strukturierten Sonderausstellungsräumen alternierend mit Themenausstellungen präsentiert werden. Im Zuge dieser Grundlagenrecherchen will er die Geschichte des Hauses aufarbeiten.

150-Jahr-Jubiläum

Die Ergebnisse werden dann anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums 2014 präsentiert: "Das beginnt beim Gründungsgedanken", präzisiert Thun-Hohenstein. "Das wurde als Museum für Kunst und Industrie gegründet - mit Modellcharakter. Man wollte auch geschmacksbildend wirken. Man muss das auf in die heutige Zeit übertragen."

Neues Verständnis von Design

Zentrales Anliegen wird die Frage sein: Was ist der Stellenwert des Design im 21. Jahrhundert? "Das MAK muss sichtbar machen, dass sich weltweit ein völlig neues Verständnis von Design entwickelt hat. Es geht heute nicht mehr darum, das tausendste Stuhldesign zu machen", so Thun-Hohenstein. Das Gedacht werde "ökologisch, aber auch in anderer Richtungen - soziale Innovation, kulturelle Innovation, Innovation im Gesundheitswesen und Ähnliches. Design hat die Aufgabe, eine bessere Gesellschaft zu gestalten."

Motivierter Neo-Direktor

Konkret denkt Thun-Hohenstein dabei etwa an einen Designer wie Hartmut Esslinger, der an der Angewandten eine mobile Dialysestation entwickelt hat, die die Betroffenen mit sich herumtragen können.

Auch wenn die Stimme von Thun-Hohenstein stets diplomatische Verhaltenheit ausdrückt: Der neue MAK Direktor ist Feuer und Flamme für seine neue Aufgabe.

Textfassung: Rainer Elstner