Die Tricks der Fälscher

Wie afrikanische Kunst gefälscht wird

Stammeskunst aus Afrika ist im Wiener Kunstforum zu sehen und auch das Dorotheum zeigt ab Mittwoch, 21. September 2011 eine Preview auf eine Afrika-Auktion, die am 26. September 2011 stattfinden wird. Kult-Artefakte aus Afrika sind bei vielen Sammlern hochbegehrt, doch häufig kommen Fälschungen auf den Markt. "Kultur aktuell" hat einen Experten des Wiener Dorotheums zu den Tricks der Fälscher befragt.

Kulturjournal, 20.09.2011

Interview mit Erwin Melchardt

Termiten erledigen Fälscherarbeit

Auf dem Gebiet der Tribal Art gibt es mehr Fälschungen als echte Stücke. Nur mit viel Erfahrung kann man sie unterscheiden. Denn es gibt viele Methoden auch neue Schnitzereien alt aussehen zu lassen: Man legt sie in einige Entfernung zu einem Termitenhügel, hüllt sie in mit Altöl getränkte Säcke und hängt sie in den Ziegenstall, oder man bearbeitet sie mit diversen Substanzen. Erwin Melchardt sagt: Die Patina muss aber an der richtigen Stelle zu finden sein.

"Wenn die Maske im Kult bei Zeremonialtänzen verwendet worden ist, man sieht, wo die Nase gerieben hat, wo die Maske an den Wangen gerieben hat - das sind Kriterien, nach denen man das beurteilt. Die meisten Masken haben auch ein Tanzkleid angebunden und das wird an Löchern an der Seite der Maske befestigt. Und wenn diese Löcher scharfkantig sind, dann hat die Maske nie getanzt", so Melchardt.

Kultur aktuell, 20.09.2011

Keine alte Kunst mehr in Afrika

Heute gibt es nur noch wenige Gegenden wie Nord-Kamerun, Nord-Togo oder Äthiopien, in denen echte alte Ritualgegenstände zu finden sind: "Dinge, die nach 1940, 1950 entstanden sind, sind wahrscheinlich nicht mehr im Kult verwendet worden, sondern für den Verkauf gemacht. Afrika gilt als leer von alten Stücken."

Europäische Künstler wie Picasso oder Matisse waren es, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Liebe zur afrikanischen Stammeskunst entdeckten. Sie waren fasziniert von der formalen Schönheit und der Kraft, die von diesen Objekten ausgeht. So gilt heute noch als Qualitätsmerkmal, wenn ein Stück aus einer renommierten Sammlung kommt, wie etwa aus jener des Filmemachers Billy Wilder oder des britischen Bildhauers Jacob Epstein.

Aus beiden Sammlungen sind Stücke in die nächste Auktion im Dorotheum gelangt. "Der Hinweis auf eine alte Sammlung, die einen guten Ruf hat, ist so etwas wie die Signatur in der Malerei", erläutert Melchardt.

Raubkunst?

Der Großteil der Stücke, die sich heute am europäischen oder amerikanischen Markt befinden, kam noch während der Kolonialzeit meist durch normale Verkäufe in den Westen. Zu geringen Preisen zwar, weil sie in den Herkunftsländern einen rein spirituellen Wert besaßen - der Begriff Raubkunst sei in diesem Zusammenhang aber trotzdem problematisch, meint Melchardt.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Dorotheum