Schüler wenig vorbereitet

Zentralmatura: Schulpartner für Aufschiebung

Geht es nach SPÖ-Unterrichstministerin Claudia Schmied, dann wird im Schuljahr 2013/14 in Österreich die sogenannte Zentralmatura eingeführt. Prüflinge sollen in bestimmten Fächern die gleichen Beispiele zur Reifeprüfung bekommen. Schüler-, Lehrer-, und Elternvertreter warnen nun vor einer überhasteten Einführung.

Mittagsjournal, 17.11.2011

Martin Haidinger

Schulpartner "prinzipiell" dafür

Prinzipiell sind die Schulpartner, also die gewählten Schüler-, Lehrer- und Elternvertreter für die schriftliche Zentralmatura in Deutsch, Mathematik und den lebenden Fremdsprachen. Die standardisierte Prüfung soll eine gewisse Objektivität bringen, weil alle die gleichen Maturabeispiele bekommen. Dazu muss aber der Unterricht in der gesamten Oberstufe der AHS und BHS grundlegend anders gestaltet werden.

"Schüler kaum vorbereitet"

Wie das in den lebenden Fremdsprachen funktionieren soll, wird schon seit Jahren in Schulversuchen ausgetestet. Anders in Deutsch und vor allem Mathematik, wo nur sogenannte Feldtestungen durchgeführt werden - also fallweise Einzelbeispiele nach dem neuen Schema.

Genau dort setzt die Kritik der Schulpartner an. Denn wer heute in die sechste Klasse Oberstufe geht, muss in zwei Jahren bereits eine Zentralmatura ablegen, ohne darauf vorbreitet worden zu sein, kritisiert der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, Eckehard Quin.

Rechtliche Widersprüche im System

Die Zentralmatura in Mathematik etwa sehe vor, dass die Prüflinge bei einem Teil der schriftlichen Arbeit keinen Taschenrechner verwenden dürfen. Dagegen, so Quin, sei grundsätzlich nichts einzuwenden, aber: "Es ist in der Lehrplanverordnung verboten, eine Schularbeit zweizuteilen, also einmal mit und ohne Taschenrechner durchzuführen." Daher könne man die Schüler auf diese Art der Prüfung auch nicht vorbereiten.

"Sind keine Versuchskaninchen"

Und auch Bundesschulsprecherin Conny Kolmann bekommt, wie sie sagt, ständig Post von ebenso ratlosen Schülerinnen und Schülern. "Es kann nicht sein, dass, nur weil es in Mathematik keine Testphase gibt, wir als Versuchskaninchen herangezogen werden", so Kolmann.

Schulpartner für Aufschiebung

Die Schulpartner plädieren daher für die Aufschiebung der Mathematik- und Deutsch-Zentralmatura, sowie für eine Einbeziehung von Schülern, Eltern und Lehrern in die Gestaltung der neuen Reifeprüfung. Man solle noch einmal darüber nachdenken, ob es wirklich notwendig sei, alle Fächer zum gleichen Zeitpunkt umzustellen, so der Präsident der Elternvereine an Mittleren und Höheren Schulen, Theodor Saverschel.

Die restlose Einführung der Zentralmatura würde sich dann nach Schätzung von Lehrergewerkschafter Quin sinnvollerweise um zwei bis drei Jahre verschieben.