Kritik an teuren Versäumnissen

Klimaschützer warnen vor hohen Kosten

Beim Klimagipfel in Durban sollen die Weichen für ein neues internationales Klimaabkommen gestellt werden, wenn das Kyoto-Protokoll 2012 ausläuft. Österreich erreicht seine Kyoto-Ziele nicht, aber schon bald wird abgerechnet. Die Rechnung könnte teuer werden - die Steuerzahler kann der versäumte Klimaschutz bis zu eine Milliarde Euro kosten, warnen Umweltorganisationen.

Morgenjournal, 29.11.2011

Strafe statt Klimaschutz

Der Zahltag naht. Jede Tonne CO2, die Österreich laut Kyoto-Verpflichtung zu viel in die Luft geblasen hat, muss bezahlt werden, und das wird teuer, sagt Johannes Wahlmüller, Klimaexperte bei Global 2000: zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro. "Das wäre nicht notwendig gewesen und es hätte Möglichkeiten gegeben, dieses Geld auch im Inland einzusetzen."

Weil Österreich es im Inland aber nicht geschafft hat, die Treibhausgase zu senken, muss es im Ausland CO2-Verschmutzungsrechte kaufen, indem es etwa in China in Klimaprojekte investiert. Für diese Strafzahlungen hat Österreich schon mehr als 500 Millionen Euro schon budgetiert.

Kalkül mit EU-Verfahren?

Wie viel Geld noch fällig wird kann man noch nicht genau berechnen. Es hängt davon ab wie viel eine Tonne CO2 am Markt kostet wenn abgerechnet wird. Bis zu 300 Millionen Euro zusätzlich muss Österreich wahrscheinlich noch aufbringen, schätzt auch der Klimaexperte Stefan Schleicher vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).

2012 läuft das Kyoto-Protokoll aus, 2013 wird abgerechnet, 2014 könnte dann das Geld fällig werden. Abgerechnet wird mit der EU, denn die EU hat mit den Vereinten Nationen für die ganze Gemeinschaft ein CO2-Ziel vereinbart, was sie insgesamt auch erreicht. Die EU muss dann mit ihren eigenen Klimasündern selbst abrechnen, sagt Schleicher. Kann oder will Österreich nicht zahlen, droht ein Vertragsverletzungsverfahren. Möglicherweise könnten diese EU-Strafen billiger sein als CO2 Zertifikate zu kaufen, sagt Schleicher. Das könnte Kalkül sein.

Es wird immer teurer

Doch die CO2-Rechnung könnte immer höher werden, wenn Österreich nicht im Inland mehr tut, sagt Niclas Schinnerl von Greenpeace. Denn erstens habe die EU eigene Klimaziele bis 2020 und es könnte ja auch neue internationale Klimaabkommen geben.

Hinzu kommt, dass beim Klimagipfel in Durban der neue grüne Klimafonds im Detail verhandelt werden soll. Demnach sollen reiche Länder ab 2020 100 Milliarden Euro jährlich in den Fonds zahlen, um Ländern zu helfen, die vom Klimawandel betroffen sind. Davon würden 30 bis 35 Milliarden auf die Europäische Union entfallen und damit rund 700 bis 800 Millionen Euro auf Österreich rechnet Schinnerl vor.

Klimaschutz wird Österreich also auch in Zukunft Milliarden kosten. Je schneller die Belastung zu Hause sinkt, desto kleiner wird die Rechnung für den Steuerzahler, sagen die Umweltorganisationen.

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