Was hat das erste Klimaabkommen gebracht?

Kyoto: Ein kleiner Schritt vorwärts

Auf der UN-Klimakonferenz in Durban wird derzeit darum gerungen ob und wie man künftig möglichst viele Industrieländer dazu verpflichten kann, fixe CO2-Ziele einzuhalten. Das erste verbindliche Abkommen, das Kyoto-Protokoll, läuft Ende 2012 aus. Was hat es gebracht? Zeit, über Kyoto Bilanz zu ziehen.

Mittagsjournal, 30.11.2011

Nadja Hahn

37 Länder, 37 Absichten

Fünf Prozent weniger Treibhausgase im Vergleich zum Jahr 1990 – so lautete das gemeinsame Ziel der 37 Länder, die sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls im Dezember 1997 zu fixen CO2-Zielen verpflichtet haben. Die so genannte Verpflichtungsperiode läuft von 2008 bis 2012. Jedes Land hat sich in diesem Rahmen eigene Ziele gesteckt.

Die USA waren anfangs mit an Bord, haben das Kyoto-Protokoll aber nie umgesetzt – im Gegenzug zu den EU-Ländern. Aber auch die Schweiz, Norwegen, Russland oder Japan sind ihrem Versprechen nachgekommen.

"Reduktionsziele insgesamt übererfüllt"

Rechnet man die Reduktionen an Treibhausgasemissionen zusammen, dann haben die 37 Länder ihr Ziel sogar übertroffen, sagt Patrick Hofstetter, Klimaexperte vom WWF Schweiz.
Das hat zwei Gründe: Zum einen wurden durch den Zerfall des Kommunismus in Osteuropa und Russland viele schmutzige Fabriken stillgelegt.

Zum anderen hätten Länder wie Deutschland und Großbritannien große Fortschritte gemacht. Auch die EU-Länder erreichen insgesamt die Kyoto-Ziele. Nur wenige Länder, darunter Österreich, sind hinten nach.

Rüge für Kanada

Einer der größten Klimasünder im Kyoto-Klub ist Kanada. Das Land liegt mehr als 30 Prozent über den Zielvorgaben. Und auch Australien schafft nur mit Hilfe von umstrittenen Tricksereien ein passables Ergebnis.

Die USA hätten ihr vorgesehenes Klimaziel zwar auch nicht erreicht, sagt Hofstetter, aber zumindest nicht so weit verfehlt und würden somit besser dastehen als etwa Kanada oder auch Australien.

"Große Verschmutzer mit ins Boot holen"

Die Reduktion der Treibhausgase der Kyoto-Länder sei zwar ein Erfolg, so Hofstetter, als einen "Flop" bezeichnet der Klimaexperte aber die Tatsache, dass alle Nicht-Kyoto-Länder in der gleichen Zeit keine Fortschritte gemacht hätten.

Die großen Verschmutzer wie die USA, China, Indien, Brasilien oder Südafrika müssten in einem neuen Abkommen an Bord geholt werden, sagt Hofstetter. Wenn diese Länder nicht dabei sind, wollen Japan, Russland und Kanada auch kein neues Abkommen mit festen CO2-Zielen, da sie Wettbewerbsnachteile befürchten.

USA-Beteiligung "hoffnungslos"

Der Erfolg der ersten Kyoto-Periode ist also relativ. Die Kyoto-Länder sind heute für kaum mehr als ein Viertel der weltweiten CO2-Belastung verantwortlich. Alleine können sie das Weltklima nicht retten.

Eine kleine Gruppe von Ländern, darunter Europa, könnte aber mit neuen CO2-Zielen vorangehen, schlägt Hofstetter vor. Japan und Russland könnten später in ein Abkommen einsteigen, wenn auch große Verschmutzer aus den Schwellenländern mitmachen. Die USA und Kanada an Bord zu kriegen, bezeichnet der Experte allerdings als "hoffnungslos."

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