Premiere im Burgtheater-Kasino

Hartmanns "Krieg und Frieden"

Seit eineinhalb Jahren gibt es im Kasino des Wiener Burgtheaters sogenannte "öffentliche Proben" zu Leo Tolstois "Krieg und Frieden". Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann hat mit dieser gelungenen szenischen Collage von Tolstois Roman hier, aber auch auf Gastspielen in St. Petersburg, Prag und Hamburg große Erfolge gefeiert.

Kultur aktuell, 03.12.2011

Hartmann hat in den letzten Tagen fieberhaft noch einmal an dem fünfstündigen Theaterabend "Krieg und Frieden" gearbeitet, hat Schauspieler und Schauspielerinnen wie Elisabeth Augustin und Ignaz Kirchner, Fabian Krüger und Sabine Haupt, die ja in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen müssen, auf dem langen Tisch dirigiert, auf dem sie großteils spielen. Er hat elektronische Lichtprojektionen und Musikeinsätze kontrolliert, um Tolstois großes Epos zum Klingen zu bringen - was ihm ja schon bei den sogenannten Proben gelungen ist. Schließlich wurde er dafür schon mit einem Nestroy-Preis ausgezeichnet. Die Länge des Abends ist etwa gleichgeblieben und auch das unfertige Ende des dritten Teils hat man bewusst belassen. "Was wir gelernt haben, ist, wie man mit dem heiligen Werk assoziativ und sprunghaft umgeht", sagt er.

Auch wird Regisseur Hartmann jetzt nicht mehr immer dabei sein und es werden keine Veränderungen mehr vorgenommen. Das heißt jetzt bei dem Projekt "Premiere", zu dem nun endlich die deutsche Großkritik anreist, weil Premiere draufsteht. Das Publikum hat indessen schon längst verstanden, dass es hier einen außergewöhnlichen Theaterabend zu besichtigen gilt, und stürmt die Vorstellung. Denn Matthias Hartmann hat hier mit großem Respekt vor dem Werk und den Figuren etwas glaubwürdig geschafft, was heute zwar überall Mode ist, aber selten gelingt: die Übertragung eines Romans auf das Theater.

"Keine Vollständigkeit" will er und die "Prozesshaftigkeit" soll bleiben, aber dem Werk will man gerecht werden, was ja auch nicht jeder Regisseur heutzutage von sich behaupten kann.

"Es wird keine Fortsetzung von 'Krieg und Frieden' geben", sagt Hartmann. Er hat der Produktion bewusst die offene Form belassen und will das auch beim nächsten Projekt "Troja" so halten, das er angekündigt hat. Er würde jetzt fast lieber "Anna Karenina" inszenieren.

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