OECD: Österreich ist Spitzenreiter

Psychisch Kranke besonders oft arbeitslos

Menschen mit psychischen Erkrankungen werden in Österreich besonders oft arbeitslos. Das geht aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Der starke Anstieg bei Invaliditätspensionen ist vor allem auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Die OECD empfiehlt Österreich bessere Vorsorgemaßnahmen.

Mittagsjournal, 12.12.2011

Teuerste "Lösung"

Psychische Erkrankungen sind in Österreich zum häufigsten Grund für Invaliditätspensionen geworden. Mit mehr als 44 Prozent liegen sie weit vor allen anderen Krankheiten, die die Arbeitsfähigkeit beenden. Christopher Prinz von der OECD in Paris hat die internationale Studie über psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz betreut und stellt fest, dass dafür offenbar noch keine Lösung im Arbeitsmarkt gefunden sei, was extrem teuer komme - sowohl für den Einzelnen, als auch für die Gesellschaft.

Psychisch krank, arbeitslos

Verglichen wurden in der OECD-Studie zehn Länder. Auffallend ist, dass Österreich bei einem zentralen Ergebnis besonders schlecht abschneidet, auch wenn die Invaliditätspensionisten hier gar nicht mitgerechnet werden: Menschen mit psychischen Erkrankungen sind in Österreich besonders oft arbeitslos, so Prinz. Die Arbeitslosigkeit unter Psychisch Kranken sei in allen Ländern höher als die allgemeine Arbeitslosigkeit, aber nirgends sei diese Schere so groß wie in Österreich.

Helfen statt stigmatisieren

Ein Problem sei, dass das Thema psychische Erkrankungen in den Unternehmen tabuisiert sei, sagt Christopher Prinz. Die Betroffenen müssten sogar fürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, wenn sie offen über ihre psychische Erkrankung sprechen. Die drohende Stigmatisierung mache das Problem noch schlimmer. Es gebe aber Betrieben, in denen das offen diskutiert werden könne und Lösungsmöglichkeiten angeboten würden.

Insgesamt würde es sich aber für die Arbeitgeber rechnen, betroffenen Mitarbeitern möglichst frühzeitig zu helfen, sagt der OECD-Experte und nennt als positives Beispiel die British Telecom. Die Telefonfirma ist einer der größten Arbeitgeber in Großbritannien und hat schon vor Jahren ein Programm für Mitarbeiter begonnen, um Depressionen, Angst und Stress zu begegnen.

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OECD
European Centre for Social Welfare, Policy und Research Info über Christopher Prinz