Der Atlas des Christoph Ransmayr

Rund um die Welt

Christoph Ransmayr gehört zu den erfolgreichsten und außergewöhnlichsten Erzählern in der österreichischen Literaturlandschaft. Seine Romane berichten meist aus einer zeitlichen und geographischen Ferne, vom römischen Dichter Ovid, von einer k.-u.-k.-Polar-Expedition, oder von der Besteigung eines osttibetischen Berges. Sein neue Buch soll kommenden Herbst erscheinen.

Ransmayr geht immer wieder selbst auf Reisen, zu seinen Begleitern zählten schon Reinhold Messner oder Martin Pollack. Seine Bücher werden jedes Mal mit Hochspannung erwartet, sprengen sie doch meist auf unerwartete Weise die herkömmlichen literarischen Genregrenzen.

Ransmayrs nächstes Buch führt um die ganze Welt. Jede der darin enthaltenen Erzählungen führt an einen anderen Schauplatz. Erlebt werden die Geschichten von einem Ich-Erzähler in verschiedenen Lebensaltern. Heißen wird das Buch "Atlas eines ängstlichen Mannes".

Spielformen des Erzählens

Christoph Ransmayr hat bisher vier Romane veröffentlicht. Daneben schreibt er seit beinahe 15 Jahren an einer Reihe, die er "Spielformen des Erzählens" nennt. Da probiert Ransmayr auf lustvoll neugierige Weise literarische Genres aus: In einem der Texte, einer leidenschaftlichen Tirade, darf sich da eine Theatersouffleuse ihren Frust vom Leib reden, in "Geständnisse eines Touristen" wiederum unterzieht sich Ransmayr einem Selbstverhör.

Außerdem suchte er die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und gestaltete etwa eine Bildergeschichte mit dem Fotografen Manfred Wakolbinger oder literarische Duette mit dem Schriftsteller Martin Pollack. Zur Kurzprosa, sagt Ransmayr, habe er mittlerweile ein ganz besonderes Naheverhältnis entwickelt.

Stichwörter als "Angelhaken"

In seinem Atlas hat er jetzt also, wenn man so will, die Genres zusammengeführt, Erzählungen so komponiert und arrangiert, dass sie sich auch als Roman lesen lassen. Gesammelt hat Ransmayr sein Material auf zahlreichen Reisen. Unterwegs füllt er einfache Schreibhefte mit Bleistift, da finden sich aber meist nur einzelne Wörter, eine Art Angelhaken, meint Ransmayr, an denen sich später, wenn er am Schreibtisch sitzt, die Erinnerungen an Land ziehen lassen. Bei der tatsächlichen Schreibarbeit ist er dann der langsame und konzentrierte Tüftler. Erst wenn er den perfekten Satz gefunden hat, geht er weiter zum nächsten. Von der Schreibmaschine ist er dabei mittlerweile auf den Lap-Top umgestiegen.

Der "Atlas eines ängstlichen Mannes" soll übrigens im Herbst erscheinen, wenn mit dem Deutschen Buchpreis und der Frankfurter Buchmesse die großen Aufreger der literarischen Saison vorbei sind, weil das Buch so erscheinen soll, wie es geschrieben wurde: in einer Ruhe jenseits von Wettbewerb und Medienspektakel.

Textfassung: Ruth Halle