Regierungsversprechen auf Eis

Kindergärtner: Ausbildungsoffensive stockt

Vor zwei Jahren hat die Regierung beschlossen, dass die Ausbildung der KindergartenpädagogInnen aufgewertet werden soll. Bis heute gibt es aber keine konkreten Schritte dazu. Der Unmut darüber wächst.

Mittagsjournal, 10.01.2012

Längst schon sind Kindergärten keine reinen Aufbewahrungsstätten mehr, sondern erste Bildungseinrichtungen für die Kleinkinder. Nur logisch erscheint in diesem Zusammenhang, dass auch die Ausbildung von Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen verbessert und angehoben wird. Experten fordern das seit langem. Vor zwei Jahren hat die Regierung beschlossen, dass Kindergartenpädagoginnen künftig auf Universitäten oder Hochschulen ausgebildet werden sollen. Allerdings: konkrete Maßnahmen gibt es bis jetzt nicht. Eine Tatsache, die die Betroffenen, die Kindergartenpädagoginnen, mehr als verärgert.

Ausbildung beginnt zu früh

Derzeit werden Kindergartenpädagoginnen an den sogenannten Bakips, den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik, ausgebildet, eine fünfjährige Schule mit Maturaabschluss. Für Raphaela Keller von der Berufsgruppe der Kindergartenpädagoginnen, ist das schon längst nicht mehr die ideale Ausbildung. Das Hauptproblem: die Ausbildung beginnt viel zu früh. Denn die Schülerinnen und Schüler sind 14, wenn sie die Entscheidung für den Beruf treffen und mit der Schule beginnen.

Viele geben auf

Mit 19 Jahren schließen sie die Ausbildung ab und viele sind dann auch noch zu unreif und unsicher, um die Verantwortung für 25 Kinder zu übernehmen, gleichzeitig die stetig wachsenden Bildungsaufgaben mit den Kindern zu bewältigen und auch mit den Eltern auf Augenhöhe zu reden, sagt Keller. Viele gehen dann wegen Überforderung gar nicht in den Beruf, sondern beschließen zu studieren oder ganz etwas anderes zu machen, mit ein Grund für den Mangel an Kindergartenpädagoginnen, sagt Raphaela Keller.

Uniausbildung gefordert

Seit Jahren, eigentlich Jahrzehnten fordern die Kindergartenpädagogen, meist sind es Frauen, die Ausbildung zu reformieren: sie eben erst nach der Matura zu beginnen und sie - wie international üblich - auf Universitäts- oder Hochschulniveau zu heben. Das würde nicht nur den Wissensstand der Pädagoginnen erhöhen, sondern auch mehr Ansehen für den Beruf bringen, sagt die Vertreterin der Kindergartenpädagoginnen, Raphaela Keller.

Keine Ausbildungskräfte

Die Regierung bekennt sich schon länger grundsätzlich zu einer Reform der Ausbildung, allerdings kommen tut sie vorerst nicht, oder nur zögerlich. Der Grund ist schlicht: es fehlt an den Unis oder den Pädagogischen Hochschulen, also im sogenannten tertiären Bereich, das Personal, das die Kindergartenpädagoginnen ausbilden könnte, sagt Andreas Schnider, der Leiter der Arbeitsgruppe für die Pädagogenausbildung im Unterrichtsministerium.

Es brauche also eine Vorlaufzeit von 6 bis 10 Jahren, bis man eine akademische Ausbildung anbieten könne, sagt Schnider. Er will, dass zuvor die Bakips, die Schulen für Kindergartenpädagoginnen, personell und inhaltlich aufgewertet werden und so die Ausbildung kurzfristig verbessern. Das könnte in zwei bis drei Jahren so weit sein. Ein Hindernis ist aber auch dann nicht aus dem Weg geräumt: eine bessere Ausbildung auf Universitätsniveau würde auch höhere Gehälter für die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen bedeuten. Zahlen müssten das nach derzeitigem Stand die Gemeinden und die sind alles andere als bereit dazu.