Die 20. Resonanzen im Wiener Konzerthaus

In Wien

Wie im Fluge sind die Jahre vergangen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie meine Idee, ein Festival für Alte Musik in Wien zu gründen, bei Carsten Witt, dem damaligen Chef des Wiener Konzerthauses, auf fruchtbaren Boden gefallen ist.

Nach dem Ansturm auf die frisch aufgelegten Karten haben wir beinahe verzweifelt versucht, in größere Säle als die programmierten zu übersiedeln - was auch nach einigen akrobatischen Dispositionsakten gelang: die "Resonanzen" waren geboren.

Fruchtbarer Boden

1992, zur ersten Auflage dieses Festivals, dessen Partner "Radio Österreich 1" von Beginn an war, war der Boden in Wien dafür überreif. Es gab es keine Gelegenheit, dem Publikum internationale Größen wie Jordi Savall, Ton Koopman oder William Christie in gebündelter Form zu präsentieren. Jordi Savall war mit seinen Ensembles von allem Anfang an bei den "Resonanzen" dabei.

Bewährter Mix

Und von Beginn an hat sich das Prinzip der "Resonanzen" bewährt. Die Ingredienzen: Programme, die eigens für das Festival zusammengestellt werden, so weit möglich Neuentdeckungen an Komponisten oder Werken, eine ausgewogene Mixtur von bereits international renommierten Künstlern oder Ensembles und Newcomers. Gruppen wie die Cappella della Pieta de' Turchini, Al Ayre Español, Micrologus oder Mala Punica sind mit den "Resonanzen" groß geworden.

Ausnahme von der Regel

Heuer, zum 20. Jubiläum des weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannten Festivals, stellt der Programmmix eine Ausnahme zum traditionellen Konzept dar. Heuer wird das Publikum im Konzerthaus auf bekannte Künstlergesichter treffen: Weggefährten wie Jordi Savall, Fabio Biondi, Pedro Memelsdorff, Antonio Florio oder Rinaldo Alessandrini mit ihren Ensembles. Sie alle kommen zusammen, um der Stadt zu huldigen, die zumindest seit Mozart als die Metropole der Musik schlechthin kolportiert wird: Wien.

Von Vivaldi bis Schickaneders Jugend

Dass Wien aber bereits in Renaissance und Barock auch eine Musikhauptstadt war, soll in zehn Konzerten unter Beweis gestellt werden. Gleich der Auftakt bringt Neues von einem bekannten Tonschöpfer. Mit der Oper "L'Oracolo in Messenia" wollte Antonio Vivaldi in Wien Furore machen und in der kaiserlichen Metropole Fuß fassen. Fabio Biondi hat die Oper aus verschiedenen Quellen rekonstruiert. Er eröffnet mit Europa galante und einem Starensemble das Festival mit diesem Werk.

Eine weitere Wiederentdeckung ist Antonio Maria Bononcini, der mit seiner glanzvollen Kirchenmusik zum Glanz des katholischen Kaiserhofes beitrug. Als junges österreichisches Ensemble lädt Schikaneders Jugend zu Gesang und Tanz ins Josephinische Wien ein.

Text: Bernhard Trebuch, ORF Producer für Alte Musik

Service

"Resonanzen 2011" - Ausschnitte aus Konzerten mit dem Concerto Copenhagen, Ars Longa Cuba, Le Poème harmonique, Fabio Biondi u. a., ORF Edition Alte Musik 3150 (3 CD)

Wiener Konzerthaus - Resonanzen 2012