Spielfilm mit Laiendarstellern

Sitzenbleiber "Jonas"

Jonas ist ein Problemschüler. Mehrfach sitzengeblieben, soll der 18 jährige nun in einer brandenburgischen Schule seine letzte Chance bekommen, doch noch seinen Abschluss zu machen. "Jonas" so heißt dann auch der neue Film des österreichischen Regisseurs Robert Wilde, mit dem deutschen Schauspieler Christian Ulmen in der Hauptrolle.

Was nach einer Coming-Of-Age-Komödie klingt, ist in Wirklichkeit eine Fake-Doku, denn gedreht mit realen Schülern und Lehrpersonen mischt sich hier der Schauspieler Ulmen als Kunstfigur Jonas in den Schulalltag. "Jonas" ist ab Freitag, 20. Jänner 2012, in den heimischen Kinos zu sehen.

Kulturjournal, 20.01.2012

Ein neuer Schüler, ein paar verdutzte Gesichter. Älter als seine Klassenkollegen wirkt er, und doch wie ein spätpubertierendes Riesenbaby. Jonas alias Christian Ulmen macht dabei alles mit: vom Referat über Schulhofflirts hin zu abendlichen Trinkgelagen mit 16-Jährigen. Er gründet eine Schulband, verliebt sich in die Musiklehrerin, und diskutiert mit der Ethikprofessorin über Gott.

Dank viel Maske wird der 36-jährige Ulmen hier zum 18-jährigen Problemschüler. Und Ulmen verkörpert diese Rolle durchaus glaubwürdig. Gedreht im realen Umfeld, sei "Jonas" dabei eine Mischung aus vorgegebenen Situationen und Improvisation, so Regisseur Robert Wilde.

Schüler und Lehrer waren eingeweiht

Wilde und Ulmen haben schon bei der mehrfach ausgezeichneten TV-Comedy-Serie "Mein neuer Freund" zusammengearbeitet. Auch damals tauchte Ulmen als Kunstfigur in den realen Raum ein, schlüpfte in die Rolle des angeblichen neuen Freundes von Kandidaten und Kandidatinnen, die die von Ulmen verkörperten Kunstfiguren ein Wochenende lang ertragen mussten. Denn Ulmen brach dabei alle erdenklichen politischen, ästhetischen und zwischenmenschlichen Tabus und provozierte mit seinen sozialen Monstern bis an die Grenzen des Erträglichen die Kandidaten wie auch ihre ahnungslosen Freunde und Verwandten.

Schließlich nach viel Fremdschämen die Auflösung der gefaketen Beziehung, die Enttarnung des Schauspielers Ulmen. Auf die wartet man in "Jonas" jedoch vergeblich, denn Schüler und Lehrpersonal waren dieses Mal eingeweiht, wie Robert Wilde erklärt. Dadurch verliert der Film selbst zwar etwas an Reiz, umso erstaunlicher ist aber, wie souverän die Schüler und Lehrpersonen mit den Kameras umgehen, und wie natürlich sie agieren - ein Umstand, der auch Ulmen selbst überrascht hat.

Zurück auf die Schulbank

Ulmen hat sichtlich Spaß in seiner Rolle, wobei er angenehm zurückhaltend agiert. Gelegentlich bringt er zwar Lehrpersonen mit seinen Aktionen in Verlegenheit, wird umgekehrt aber auch selbst in Verlegenheit gebracht, wenn er etwa im Mathe-Unterricht unangekündigt an die Tafel geholt wird.

Robert Wildes Film "Jonas" ist ein durchwegs unterhaltsamer Film. Ein Ausflug zurück auf die Schulbank.

Textfassung: Ruth Halle

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Jonas