Der Alltag von Haushaltshilfen

Saubere Dienste

Sie putzen die Toilette, wickeln das Kind und versorgen die Oma. Niemanden lassen wir so umstandslos in unsere intimste Privatsphäre eindringen wie die Putzfrau, den Babysitter oder die Pflegerin. Dennoch wissen wir von diesen Arbeitskräften meist nicht mehr als den Vornamen.

Das habe ein bisschen damit zu tun, dass wir uns schämen, meint Sibylle Hamann, und "dass es uns vielleicht leichter fällt, diese intimen Geheimnisse vor Menschen zu entblößen", über die wir selbst nur wenig wissen. Es sei vielleicht leichter, diese Arbeiten von Fremden machen zu lassen als von Menschen, die wir sehr gut kennen.

Für ihr neues Buch "Saubere Dienste" hat Sibylle Hamann die oft widrigen Arbeitsbedingungen dieser Branche recherchiert. Etwa 400.000 Menschen arbeiten in Österreichs Haushalten, kaum jemand interessiert sich jedoch für deren Lebensumstände. Sie seien so etwas wie "unsichtbare Wesen", schreibt Hamann, ihre Dienste werden am Schwarzmarkt gehandelt. Ihre Telefonnummern werden fast so weitergegeben, wie die "von Drogendealern".

Keine Klassen mehr?

Wir behaupten heute, wir hätten keine Klassengesellschaft mehr, "wir tun so, als hätten wir diese Klassengegensätze beseitigt, aber der Realität hält diese Lüge nicht stand". Als Dienstboten noch einen fix zugewiesenen Platz in der Gesellschaft hatten und es eindeutige Hierarchien gab, war das einfacher, meint Autorin Sibylle Hamann.

Heute fehlen auch jegliche Regeln im Umgang mit jenen Menschen. Kaum eine moderne Arbeitgeberin würde sich lässig aufs Sofa legen, während die Putzfrau mit dem Staubsauger durch die Wohnung huscht. Doch was genau sie stattdessen tun soll, ist ein Quell steter Unsicherheit. Dableiben oder die Wohnung verlassen? Genaue Anweisungen geben oder gar mithelfen?

Keine Einheimischen für "niedere Dienste" gefragt

"Wie fühlt es sich an, wenn man an einer Tür steht, die man nicht kennt, nicht weiß, was dahinter ist, und klingeln muss? Wie fühlt sich das an, wenn man die Sprache nicht versteht?", fragt Hamann. Um das herauszufinden, unternahm Sibylle Hamann für ihr Buch einen Selbstversuch und ging unter falscher Identität putzen. Für 7 Euro in der Stunde bot sie ihre Arbeitskraft feil, sowohl als Österreicherin wie auch als Ausländerin, die kein Deutsch kann.

"Das Interessante war, dass man als Österreicherin gar nicht so willkommen ist", es wurde nicht recht verstanden, warum sich Hamann für diese Arbeit bewirbt, denn als Einheimische werde man doch "von Hand zu Hand weitergereicht". Einmal sei sie auch abgelehnt worden, da es der potenziellen Arbeitgeberin schlicht unangenehm war, eine Einheimische für solch "niedere Dienste" zu engagieren.

Dass viele ausländische Putzfrauen in ihrem Heimatland gut ausgebildet, oft sogar Akademikerinnen sind, wird dabei vergessen. Um die Situation des Haushaltspersonals zu verbessern, sei nicht nur ein Umdenken in der Gesellschaft, sondern vor allem auch Anerkennung durch den Staat erforderlich, resümiert Autorin Sibylle Hamann.