Nach Treffen Netanyahus bei Obama

USA und Israel uneinig über Iran-Strategie

Diplomatie oder Militärschlag - der Atomstreit mit dem Iran spitzt sich gefährlich zu. US-Präsident Barack Obama und Israels Premierminister Netanyahu haben im Weißen Haus um eine gemeinsame Strategie gerungen - ohne Erfolg: Einziger Lichtblick nach dem Treffen: Ein israelischer Militärschlag dürfte zumindest nicht unmittelbar bevorstehen.

Morgenjournal, 6.3.2012

Tim Cupal berichtet aus Washington.

Obama wirbt um mehr Zeit

Netanyahu zweifelt, dass im Streit um das iranische Atomprogramm noch eine friedliche Lösung möglich ist. Zwar versicherte er Obama, noch keine Entscheidung über einen Angriff auf iranische Atomanlagen getroffen zu haben. Sein Land behalte sich aber das Recht auf Militäraktionen vor, sagte Netanyahu nach Informationen aus der Umgebung der Gespräche. Obama warb dafür, den gegen den Iran verhängten Sanktionen und der Diplomatie mehr Zeit zu geben. Israel sieht in dem Atomprogramm Teherans eine existenzielle Bedrohung.

"Recht auf Selbstverteidigung"

Bisher hätten weder Diplomatie noch Sanktionen Wirkung gezeigt, bekräftigte Netanyahu in einer Rede vor der proisraelischen Lobby-Organisation AIPAC in Washington. "Niemand von uns kann es sich leisten, viel länger zu warten", fügte er mit Blick auf mögliche militärische Schritte gegen den Iran hinzu. Zugleich stellte Netanyahu unmissverständlich klar, dass sich Israel das Recht auf Selbstverteidigung vorbehalte. "Wenn es um das Überleben Israels geht, müssen wir stets Herr unseres Schicksals bleiben", sagte Netanyahu.

Wie die "New York Times" berichtete, seien "grundlegende Differenzen" zwischen den beiden Politikern nicht überwunden worden. Einigkeit herrschte lediglich in der grundsätzlichen Frage, dass weder Israel noch die USA einen Iran mit Atomwaffen zulassen wollten. Obama unterstrich, sich alle Optionen offenzuhalten. Netanyahu betonte, noch keine Entscheidung über einen Angriff getroffen zu haben. (APA, Red.)

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