"Ziegelsteine" als Wertanlage

Immobilien kennen keine Krise

In Zeiten von Staats- und Schuldenkrisen gibt es viele Verlierer, aber auch einige Gewinner. Einer davon ist der Immobiliensektor. Die Preise stiegen in den letzten Jahren stetig an, die Nachfrage nach Grundstücken und Häusern ist ungebrochen hoch. Die Abschaffung der Spekulationsfrist lässt die Branche übrigens kalt.

Morgenjournal, 10.3.2012

Guido Tiefenthaler (gelesen von Hanna Sommersacher)

Immobilien kennen keine Krise

"Krise" ist ein Fremdwort für den heimischen Immobilienmarkt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem, die Preise sind hoch wie nie zuvor und werden nach Ansicht von Experten weiter steigen. Dass die Regierung die Steuer auf Immobilienverkäufe ausweitet, wird daran auch nichts ändern, ist der Geschäftsführer der Wiener Immobilienfirma Immovos, Anton Legerer, überzeugt.

Seit zwei Jahren würde die Branche darauf warten, dass der Plafond für die Preise erreicht werde, doch das Interesse an Immobilien sei weiter ungebrochen, so Legerer. Die Preise für Wohnungen sind alleine in Wien in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt um zehn bis 15 Prozent gestiegen, so der Immobilienfachmann.

Wohin mit dem Geld?

Dass die Preise durch die Decke schnellen, hängt auch daran, dass viele Besitzer ihre Zweit- oder Drittimmobilien in der Krise nicht verkaufen wollen, glaubt der Immobilienanalyst der Raiffeisen Centro Bank, Christoph Turnberger. Viele würden einfach nicht wissen, wo sie ihr Geld sonst investieren sollen, so Turnberger.

In den letzten Jahren wurden zudem zu wenige neue Wohnungen gebaut - das dürfte die Lage zusätzlich verschärfen. Weil die Nachfrage das Angebot so haushoch übersteigt, zeigt der Markt in Toplagen, wie in der Wiener Innenstadt oder in Salzburg, bereits Anzeichen einer Überhitzung, so Turnberger.

Spekulationsfrist bringt keine Trendumkehr

Überraschend wenig Besorgnis lösen bei Immobilienexperten die Steuerpläne der Regierung zur Abschaffung der zehnjährigen Spekulationsfrist auf Immobilienverkäufe aus. Der Verkauf einer Immobilie ist künftig auch nach Ablauf der Frist steuerpflichtig. Ausnahmen gibt es nur für so genannte "Häuslbauer" und all jene, die ihre Immobilie zumindest fünf Jahre als Hauptwohnsitz genutzt haben.

Der Geschäftsführer von Immovos, Legerer, bringt es folgendermaßen auf den Punkt: "Nach allgemeiner Auffassung zerbröselt Geld leichter als Ziegelsteine. Und deswegen hält man am Ziegelstein fest, auch wenn er keine Rendite bringt."