Bilanz der Woche

U-Ausschuss: Vernetzung macht reich

Der Korruptions-Untersuchungsausschuss des Parlaments hat diese Woche wieder einige Erkenntnisse vermittelt - nicht zur kriminalistischen Aufklärung, die liegt in den Händen der Justiz. Aber zum Beispiel darüber, dass man in Österreich viel Geld verdienen kann, wenn man nur politisch gut vernetzt ist. Eine Analyse.

Morgenjournal, 23.3.2012

Eine Analyse von Peter Daser

Telekom: Jagdausflüge trotz Sparprogramm

Der U-Ausschuss hat auch aufgezeigt, dass ein Unternehmen wie die Telekom selbst in Zeiten des massiven Mitarbeiterabbaus noch viel Geld übrig hatte für luxuriöse Jagdausflüge ihrer Manager und anderer Begünstigter: Im Jahr 2007 hat die Telekom Austria ein Sparprogramm im Unternehmen verkündet - freilich nicht für alle: Denn 13.000 Euro haben damals allein die beiden Jagdausflüge für Markus Beyrer gekostet. Einmal im Privatjet nach Schottland, einmal aufs Jagdgut ins Burgenland - alles bezahlt von der Telekom. Beyrer war nicht der einzige Eingeladene, so viel hat der Untersuchungsausschuss bei aller Schweigsamkeit des Jagdorganisators Alfons Mensdorff-Pouilly gezeigt.

600.000 Euro, vier Deckblätter

Und so anschaulich die Jagdausflüge waren - wirklich viel Telekom-Geld floss über Rechnungen für diverse Studien, Konzepte, Druckkostenbeiträge und anderes, für das heute niemand mehr wirklich erklären kann, wo da eigentlich die Leistung war. Zum Beispiel bei den 600.000 Euro für vier Konzepte des Werbers Gernot Rumpold, von denen außer Deckblättern bisher nichts aufgetaucht ist.

Auch das eigene Management der Telekom hat nicht schlecht abgeschnitten: Neun Millionen Euro gab's als Prämie, mutmaßlich erreicht durch die Manipulation des Aktienkurses.

Politische Vernetzung ist Geld wert

Gespart wurde dann danach bei der Telekom, aber woanders: Es folgten die Meldungen über den Abbau von tausenden Arbeitsplätzen in diesem Unternehmen. Das größte Aktienpaket der Telekom Austria gehört bis heute der Republik Österreich. Was zur nächsten Feststellung führt: Wer politisch gut vernetzt ist, hat hier außerordentliche Verdienstmöglichkeiten.

Lukrative "feinstoffliche" Leistungen

Da hat Walter Meischberger am Donnerstag seltene Einblicke gewährt: Meischberger galt als wichtiger Partner des Lobbyisten Peter Hochegger, es soll rund 140.000 Euro pro Jahr gegeben haben - wofür? Für das Aufarbeiten von politischen Argumenten, für das Beobachten des politischen Geschehens, für das richtige Netzwerk zum richtigen Zeitpunkt und für die wörtlich "feinstoffliche Information". Das eben sei die Leistung gewesen - so wurde es vor dem Untersuchungsausschuss erklärt.

Verdecktes wird öffentlich

Fazit: Auch wenn der Korruptionsausschuss bisher keine kriminalistischen Neu-Erkenntnisse ergibt, macht er Zusammenhänge öffentlich, die bisher nur Eingeweihten bekannt waren - wobei die richtig großen Brocken wie die BUWOG-Privatisierung bisher noch gar nicht Thema waren.