Mit ungewöhnlicher Besetzung

Matthäus-Passion in der Minoritenkirche

Am Karfreitsagabend wird die Matthäus-Passion in der Wiener Minoritenkirche aufgeführt, das Orchester Wiener Akademie spielt unter der Leitung von Martin Haselböck. Das Werk wird in ungewöhnlich schmaler Besetzung aufgeführt, um dem Originalklang möglichst nahe zu kommen.

Kultur aktuell, 06.04.2012

Für zwei Chöre hat Johann Sebastian Bach seine Matthäus-Passion geschrieben. Doch Chöre dürften zu Bachs Zeiten keine großen Klangkörper mit bis zu 100 Sängern wie heute gewesen sein; vielmehr sei jede Stimme meist nur mit einem Sänger besetzt gewesen, erklärt Martin Haselböck, Organist, Dirigent und Leiter des Originalklang-Orchesters Wiener Akademie. Daher wird auch in der Minoritenkirche die Matthäus-Passion mit solistisch besetztem Chor erklingen.

Mit abgespecktem Chor hat Martin Haselböck in Wien auch schon Bachs Johannes-Passion und die h-moll-Messe präsentiert. Anders wolle er Bach momentan gar nicht aufführen, so der Dirigent. Für ihn ist die Matthäus-Passion das unübertroffene Meisterwerk: Verglichen mit dem zweiten großen Passionswerk, eben der Johannes-Passion, sei sie noch größer angelegt, noch weitläufiger und tiefergehender.

Vielbeschäftigtes Orchester

Die Wiener Akademie, 1985 von Martin Haselböck gegründet, ist derzeit vielfach im Einsatz. Als "Orchestra in Residence" beim Liszt-Festival Raiding präsentiert sie etwa bis zum Ende dieses Jahres sämtliche Orchesterwerke von Franz Liszt auf Originalinstrumenten und in Originalbesetzung. Zudem ist das Orchester im Frühjahr gemeinsam mit Hollywoodschauspieler John Malkovich und seinen zwei Musiktheaterproduktionen auf Tournee.

Nach der Aufführung der Matthäus-Passion wird das Osterklang-Festival die Minoritenkirche auch am Samstag, 7. April 2012, bespielen: Am Programm steht ein Chorkonzert mit dem Chorus sine nomine.

Textfassung: Walter Gerischer-Landrock