Handeln bei Kindesmissbrauch

Hinschauen statt wegschauen

Möglicherweise ist es eine Folge der Aufdeckung der Misshandlungsskandale: Kinderschutz ist im Bewusstsein der Menschen in Österreich offenbar immer stärker verankert. Nach einer Studie im Auftrag der Kinderschutzorganisation "Die Möwe" steigt in Österreich die Bereitschaft, bei Verdacht auf Kindesmissbrauch etwas zu unternehmen. Die Devise Wegschauen ist von 30 auf unter 20 Prozent gesunken.

Mittagsjournal, 17.4.2012

Aufmerksamkeit verschärft

Die Polizei informieren, das Jugendamt anrufen, oder mit einer Vertrauensperson über den Verdacht sprechen: das machen jetzt deutlich mehr Menschen als noch vor drei Jahren, wenn sie einen konkreten Verdacht haben, dass ein Kind missbraucht wird, sagt Studienleiterin Sophie Karmasin von der Karmasin Motivforschung.

Vor drei Jahren stand der Fall Amstetten noch im Zentrum der Berichterstattung , ein Jahr später wurden die Missbrauchsfälle im klerikalen Bereich bekannt, dann kamen die Delikte in öffentlichen Heimen ans Tageslicht, und so hat sich das Bewusstsein der Leute geändert, sagt Martina Fasslabend, Präsidentin der Möwe.

Mehr telefonische Anfragen

Mehr Befragte als vor drei Jahren sind der Meinung, dass es zu wenig gesetzliche und polizeiliche Maßnahmen zum Schutz von Kindern gibt. Doch das sei nicht immer das Mittel der Wahl, sagt Hedwig Wölfl, fachliche Leiterin der Möwe Kinderschutzzentren. Wesentlich wäre es, vor allem bei Lehrern und Kindergärtnern die Gefährdungseinschätzung zu schärfen, so Wölfl. Denn gleich Anzeige zu erstatten, sei nicht immer auch zielführend.

So seien die telefonischen Anfragen bei der Möwe deutlich gestiegen. Von Kindern und Jugendlichen wird das Online-Angebot noch stärker genutzt, wo sich Betroffene oder Freunde von Betroffenen anonym beraten lassen können.

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Die Möwe

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