einen feinfühligen Mann

Nathalie küsst

Mit "Nathalie küsst" kommt diese Woche eine französische Filmkomödie in die österreichischen Kinos. Es gibt ein Wiedersehen mit Audrey Tautou, die ja mit dem Film "Die fabelhafte Welt der Amélie" den internationalen Durchbruch geschafft hat.

Auch "Nathalie küsst" entführt den Zuschauer in eine Welt, wo sich Realität und Traum - oder zumindest Unwahrscheinliches - vermischen. Außergewöhnlich ist auch, dass zwei Brüder Regie führen, die den Erfolgsroman des einen für das Kino adaptiert haben.

Kulturjournal, 08.05.2012

David Foenkinos, Jahrgang 1974, hat mit seinem achten Roman "La délicatesse" - zu Deutsch "Feinheit oder Feinfühligkeit" - in Frankreich einen Bestseller gelandet. Sein Bruder Stéphane ist im Filmgeschäft tätig, er ist Castingdirektor, Drehbuchautor und Regisseur von Kurzfilmen.

"Ich habe schon für mehrere meiner früheren Romane Angebote bekommen, sie für das Kino zu adaptieren", erzählt David Foenkinos. "Ich habe das anderen überlassen. Aber als mein Bruder 'La délicatesse' gelesen hat, diese dramatische Komödie, hat er gleich zu mir gesagt: Du gibst die Rechte nicht ab, wir werden den Film machen."

Liebe auf leisen Sohlen

Der Film "La délicatesse" bzw. "Nathalie küsst" erzählt eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte: Nathalie, gespielt von Audrey Tautou, hat eigentlich alles, was sie sich wünschen kann; sie ist jung und schön, glücklich verheiratet, und träumt von einem Kind, als ihr Mann bei einem Unfall stirbt. Sie schüttet sich mit Arbeit zu, bis sie eines Tages - ohne zu wissen, warum - einen Bürokollegen küsst. Markus ist unscheinbar und hat eigentlich nichts Attraktives an sich. Am nächsten Tag will sie nichts mehr von der Sache wissen.

Doch nach und nach entwickelt sich eine unwahrscheinliche Beziehung - was Markus attraktiv macht, ist seine "délicatesse", seine Feinfühligkeit. "Er ist nicht schwerfällig, er sieht sie normal an und er sagt Dinge wie: 'Ich möchte in ihren Haaren Urlaub machen', das ist nicht der Typ, den man an jeder Straßenecke trifft", so Stéphane Foenkinos. "Sie verfällt so seinem Charme. Ihre Feinfühligkeit trifft seine."

Und David Foekinos ergänzt: "Im Buch wird er als so diskret wie ein Satzzeichen in einem Roman mit 800 Seiten beschrieben, und so ist er auch im Film: Er ist zwar da, aber niemand kennt ihn, man weiß nicht, woher er kommt. Es ist ein Film über eine unwahrscheinliche Liebesbegegnung. Warum er? Und warum ist man von jemand angezogen? Trotz seiner Eigenheiten ist er sanft und feinfühlig. Er ist sehr aufmerksam zu ihr, und er hat viel Humor! Wenn sie ihn etwa fragt, warum er Schweden verlassen hat, antwortet er: Die Frage ist wohl eher, warum so viele Schweden in Schweden bleiben!"

Dicke Klischees

"Nathalie küsst" spielt auf unterschiedlichen Ebenen: Realitätsebenen, wenn man bei manchen Szenen nicht weiß, ob sie jetzt imaginär, im Kopf einer Figur oder in der Handlung real sind. Klischees etwa über die Schweden - Markus ist Schwede und die Firma, in der beide arbeiten, ist schwedisch -, oft dick aufgetragene Klischees, um sie ironisch ad absurdum zu führen. Doch oftmals auch zu dick, um diesen Zweck zu erfüllen..

"Wir machen uns über alles Mögliche lustig, über Klischees, nicht nur schwedische", sagt Stéphane Foenkinos. "Und am Ende ist es dann dieser Schwede, der das Mädchen - wie man so sagt - abschleppt!"

Nathalie, nicht Amelie!

David und Stéphane Foenkinos haben von Anfang an an Audrey Tautou für die Hauptrolle vorgesehen. "Wir haben davon geträumt und es war toll, dass sie Ja gesagt hat", so Stéphane Foenkinos. "Sie macht nur einen Film pro Jahr, sie bringt sich da voll ein. Seit zehn Jahren hat sie in keinem Erstlingsfilm mehr gespielt. Die Rolle der Nathalie hat ihr gut gefallen, und heute sind wir glücklich, weil ihr der Film gefallen hat und sie ihn verteidigt. Manche haben gesagt, dass sie in dem Film an Amelie Poulain erinnert, und sie hat selbst scherzhaft gemeint, dass, selbst wenn sie mit 80 noch einen völlig anderen Film drehen sollte, man sagen wird , sie sei Amelie Poulain."

Für den Markus war es schwieriger. David Foenkinos: "Wir haben monatelang gesucht, bevor wir auf Francois Damien gekommen sind. Er ist in Frankreich sehr bekannt, er ist sehr exzentrisch, ein Komiker, der ziemlich verrückt ist und so Dinge mit versteckter Kamera macht. Doch als wir ihn dann getroffen haben, hatten wir einen Schock, denn er hatte etwas sehr Sanftes. Er ist ein wenig schüchtern, sehr liebenswert - genau wie Markus. Und viele Frauen haben dann gesagt, dass das fein sei, so ein Mann, der am Anfang völlig unauffällig ist, der ein wenig eigenartig aussieht, und der dann so berührend ist."

Und Stéphane fügt hinzu: "Er hat schon einen richtigen Fan-Club. Er bekommt schon jetzt Liebeserklärungen auf Internet und Facebook, er wird viel Erfolg haben!"

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