Christoph Reisner ist Favorit
Vorentscheidung über Ärztekammer-Chef
Für die Wahl des künftigen österreichischen Ärztekammer-Präsidenten dürfte eine Vorentscheidung gefallen sein. Der Präsident der niederösterreichischen Standesvertretung, Christoph Reisner, dürfte die Unterstützung der mächtigen Wiener Kammer haben. Reisner selbst sagt, er strebe dieses Amt an, sehe gute Chancen, und es sei Zeit, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 9.5.2012
Dritter Mann startet durch
Die offizielle Entscheidung fällt zwar erst Ende Juni, aber bereits jetzt dürfte die Wahl schon klar sein. Die bisher wahrscheinlichen Kandidaten, Artur Wechselberger aus Tirol und Peter Niedermoser aus Oberösterreich dürften das Nachsehen haben, Christoph Reisner (50) von der Liste "Die Engagierten" dürfte zusätzlich zum Vorsitz in Niederösterreich auch Österreichischer Ärztekammerpräsident werden. Die Tätigkeit reize ihn durchaus und er strebe sie an, sagt Reisner im Ö1-Interview. Er habe auch nie einen Hehl daraus gemacht, diese Funktion übernehmen zu wollen.
ÖVP-Block aufgebrochen
Christoph Reisner sieht "realistische Chancen" vor allem durch die Unterstützung durch die mächtige Wiener Kammer, wo es vor kurzem mit Thomas Szekeres zu einem Machtwechsel gekommen ist, und aus Kärnten. Gemeinsam mit den Stimmen aus seinem Bundesland Niederösterreich hätte er schon fast die notwendige Mehrheit. Jetzt wolle er aber noch mit allen reden und für sich werben, sieht aber den bisher dominierenden ÖVP-Block in der Ärztekammer aufgebrochen: "Die Rechnung, 'Verband' und 'Vereinigung' machen sich die Position aus, geht jetzt nicht mehr."
Vernünftiger Gesprächspartner
Inhaltlich unterscheidet sich Christoph Reisner aber wenig von der bisherigen Ärztekammerlinie. So spricht er sich klar gegen die geplante Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) aus. Wenig Freude hat er auch mit der derzeit geplanten Gesundheits- und Spitalsreform, weil es dabei vorrangig ums Geld gehe. Christoph Reisner sagt aber, er wolle sich Diskussionen nicht verweigern und konkrete Vorschläge einbringen, anders als bisher die beiden ÖVP-nahen Listen. Denn die stünden für verkrustete Strukturen, er hingegen sei nicht gegen Neuerungen. Die Ärztekammer müsse einen "vernünftigen Gesprächspartner" darstellen und dürfe nicht immer nur Nein sagen. Wenn man konstruktuive Vorschläge einbringe, werde man auch eingebunden.
"Weiß wo der Schuh drückt"
Wenn Christoph Reisner Ärztekammer-Präsident wird, wäre das eine zusätzliche Neuerung, nämlich erstmals hätte kein Kassenarzt, sondern ein Wahlarzt diese Funktion: "Ich bin Orthopäde und weiß wo der Schuh drückt und weiß auch, was tun kann dagegen - auch kammerpolitisch."