Obamas "Ja" spaltet USA und Demokraten

US-Wahl: Homosexuellenehe nicht entscheidend

In den USA sorgt der überraschende Positionswechsel von Präsident Barack Obama beim Thema Ehe von Homosexuellen für Diskussionen. Die Frage, ob dieser Schwenk den Chancen des Präsidenten auf Wiederwahl nützt oder schadet, spaltet die Nation genauso wie die, ob gleichgeschlechtliche Paare nun heiraten dürfen oder nicht.

Morgenjournal, 11.5.2012

Höchst kontroverse Debatte

In Meinungsumfragen scheint eine knappe Mehrheit der US-Bürger Sympathien für gleichgeschlechtliche Eheschließungen zu empfinden. Gleichzeitig hat sich aber erst vor wenigen Tagen im konservativen Bundesstaat North Carolina eine deutliche Mehrheit dafür ausgesprochen, schwulen und lesbischen Paaren den Weg zum Standesamt zu verwehren.

Politisch polarisiert das Thema Republikaner und Demokraten. Und passt daher beiden Seiten gut ins Wahlkampfkonzept. Auch wenn John Boehner, der konservative Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, so tut als ob ihn das alles gar nicht so wirklich interessiere: "Der Präsident kann ruhig reden. Ich konzentriere mich auf das Wichtige: auf Jobs"

Selbst Demokraten gespalten

Auch der den Demokraten nahestehende Schwulen-Aktivist Max Mutchnik scheint nicht zu glauben, dass das Reiz-Thema Homosexuellenehe die Wahl am sechsten November entscheiden wird. Gesellschaftspolitik sei den Wählern nicht so wichtig - gesucht werde ein Anführer.

Ganz anderer Ansicht ist da der afro-amerikanische Pastor A.L. Cobbs. Er glaubt, dass das Manöver Obamas in seiner Gemeinde gar nicht gut ankommt: "Ich bin geschockt! Das kostet ihn Stimmen bei den vielen an Christentum und Politik interessierten Afroamerikanern."

Clinton bereut Blockade von Initiativen

Hocherfreut ist dagegen ein anderer Demokrat: Barney Frank demokratisches-Urgestein und bekennender homosexueller Abgeordneter. "Das zeigt, dass sich die Dinge entwickeln. Vor zehn Jahren hätte das kein Präsident tun können, so Barney Frank im Rückblick.

Tatsächlich hatte sich Präsident Bill Clinton Mitte der Neunzigerjahre gegen homosexuelle Initiativen gestellt. Ein Fehler, wie Clinton heute sagt.

Romney: Übergriff auf schwulen Mitschüler?

Republikanische Analysten erhoffen sich von Obamas Schwenk Impulse für Herausforderer Mitt Romney, auch wenn das im Fall von Radio-Kommentator Dennis Prager nicht so wirklich siegessicher klingt: "Kann sein, dass Obama wiedergewählt wird. Sein Ja zur Homo Ehe bindet konservative Christen an Mitt Romney, die bisher keinen Mormonen wählen wollten."

Und während konservative Kreise mit dem Glauben ihres Kandidaten hadern, orten demokratische Wahlhelfer bereits einen anti-homosexuellen Übergriff Mitt Romneys.

Er soll in der High School daran beteiligt gewesen sein, einem homosexuellen Mitschüler gegen dessen Willen die Haare zu schneiden. Romneys Kampagnenleitung dementiert, sicher ist, dass der US Wahlkampf ist um ein emotional aufgeladenes Thema reicher ist.