Peter Handkes "Aranjuez"

Festwochen-Uraufführung

Einen Sommerdialog nennt Peter Handke sein neues Zweipersonenstück "Die schönen Tage in Aranjuez", das schon seit einiger Zeit in den Buchhandlungen liegt. Dienstagabend nun fand im Wiener Akademietheater die Uraufführung statt. Eine Produktion der Wiener Festwochen in der Regie ihres Intendanten Luc Bondy.

Kultur aktuell, 16.05.2012

Wir sind auf einer Bühne

Ein Garten, eine Terrasse. Unsichtbare, nur hörbare Bäume, mehr Ahnung als Gegenwart…" Natürlich ist diese erste Szenenanweisung Peter Handkes, aber auch der gesamte duftig melancholische Sommerdialog zwischen einem Mann und einer Frau nicht leicht umzusetzen. Er ist voller mythologischer, biblischer, literaturgeschichtlicher und musikalischer Anspielungen. Regisseur Luc Bondy und Amina Handke, die Tocher des Dichters, die für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet, wollen sich von vorneherein nicht darauf einlassen.

Ein Bühnenportal und ein roter Vorhang, Kulissenbilder, Kostüme und am Boden liegende Blumensträuße machen klar: wir sind auf der Bühne. Und da bleiben wir auch.

Anspielungsreich

Die Halskrausen zu Beginn, das Samtkostüm und die Kniestrümpfe lassen an Schillers "Don Carlos" denken, dessen erste Sätze ja dem Stück seinen Namen geben: "Die Schönen Tage von Aranjuez… " Der Mann erzählt immer wieder von seiner Reise dorthin, seinem Streifen durch Parks und Wälder, während die Frau auf seine Fragen hin von ihren Erfahrungen mit den Männern erzählt.

Jens Harzer und Dörte Lyssewski versuchen dauernd etwas zu spielen, und nicht zu erzählen, was eigentlich der Gestus des Stück ist, anstatt in die Sprache Handkes hineinzuhorchen mit ihren Schönheiten und Schrägheiten, rezitieren sie. Anstatt eine Stille zuzulassen, einen Nachhall der Sprache, wird in der Luc-Bondy-Inszenierung dauernd etwas erfunden. Silhouetten von Vögeln und Katzen werden auf den Vorhang projiziert und einmal sogar Elizabeth Taylor und Paul Newman in Tennessee Williams "Die Katze auf dem heißen Blechdach", der übrigen auch noch des öfteren zur Sprache kommt.

Applaus? Kurz und heftig!

Gegen das Ende der knapp zweistündigen Aufführung kehrt dann langsam Ruhe ein, der Vorhang geht auf, ein Sternenhimmel erscheint, und das Publikum im Akademietheater gab sich kurz, aber heftig applaudierend damit zufrieden.

Wer Handkes Sommerdialog aber einfach nur liest, könnte mehr davon haben. Ach ja und übrigens: Peter Handke verbeugte sich nicht, obwohl er in den letzten Tagen in Wien gesichtet worden ist.

Service

Wiener Festwochen - Die schönen Tage von Aranjuez