"Life Size Memories" der Dickhäuter

Elefanten im Porträt

Sie werden bis zu 70 Jahre alt und können stolze vier Tonnen Gewicht auf die Waage bringen: asiatische Elefanten. Seit 16 Jahren widmet sich der österreichische Fotograf und Filmemacher Klaus Reisinger dem Schicksal der Dickhäuter, und ab dieser Woche ist in den heimischen Kinos sein Dokumentarfilm "Life Size Memories" zu sehen.

Klaus Reisinger hat diesen Film gemeinsam mit seiner französischen Lebensgefährtin Frèdèrique Lengaigne realisiert. Der Film widmet sich den unterschiedlichen Schicksalen der Elefanten in Ländern wie Burma, Thailand oder Indien - vom Arbeitstier bis hin zum Statussymbol.

Kulturjournal, 21.05.2012

Über zehn Jahre lang hat Klaus Reisinger als Kriegsfotograf gearbeitet. Dokumentierte Konflikte in den ehemaligen Sowjetrepubliken, in Jugoslawien, im mittleren Osten. Iran Irak, Bürgerkriege in Afrika. Um Abstand zu gewinnen, reiste er Mitte der 1990er Jahre erstmals nach Burma, in den Dschungel und realisierte erste Tierfilme für National Geographic.

Die burmesischen Behörden hielten die Elefantendoku anfangs für einen Vorwand, um über die politische Situation im Land zu berichten, so Reisinger, schlussendlich erhielt er Drehgenehmigungen für mehrere Jahre.

Arbeitstier und Statussymbol

In Burma werden Elefanten noch heute als Arbeitstiere eingesetzt. Reisinger zeigt dies in imposanten Bildern, in minutenlangen Szenen. Angetrieben von den Forstarbeitern, wirkt es teils surreal, wie gefügig die tonnenschweren Tiere dabei sind. Zuvor gebrochen, gedrillt in Trainingslagern. Bis zu 20 Männer reißen mit Seilen und Speeren die Tiere zu Boden - dies zu sehen, sei wie ein Sprung in die Vergangenheit gewesen, so Reisinger.

Von Burma aus reist Reisinger nach Thailand. Hier ist der Elefant nationales Wahrzeichen - ein Wahrzeichen in Ställe gepfercht. Stolz berichtet ein Züchter von seinen 100 Elefanten, denn sie sind hier längst auch Statussymbol, wie auch im benachbarten Indien, wo sie teils wie Haustiere gehalten oder zu religiösen Zwecken in Tempeln eingesetzt werden.

Lebensgroße Porträtfotos

Dabei erklärt Reisinger im Film wenig über die Hintergründe, über die Bedeutung und den Einsatz der Elefanten, sondern lässt vielmehr die Bilder für sich sprechen. Immer wieder kann man ihm auch dabei zusehen, wie er mit einer alten Plattenkamera die Tiere fotografiert. Über 150 Porträts sind so entstanden - beeindruckende Fotografien. Inspiriert von Edward Curtis, habe er den Elefanten damit einen Teil ihrer Würde zurückgeben wollen.

Begleitet von Kurzbiografien der Tiere, blendet Reisinger immer wieder diese Porträts ein. Die Elefanten werden möglichst genau abgemessen, die Bilder sollen dann 1:1 - in Lebensgröße - in einer Ausstellung präsentiert werden. Doch nach Filmschnitt und Filmpromotion, Wochen und Monaten in der Großstadt, sehnt sich der Filmemacher bereits zurück in den Dschungel.

Klaus Reisingers Film "Life Size Memories" ist eine bildgewaltige Dokumentation. Vier der lebensgroßen Porträts werden auch bei der Filmpremiere am Dienstag, 22. Mai 2012, im Wiener Künstlerhauskino zu sehen sein.