Rio - Gipfel der Enttäuschungen?

Vor dem abschließenden UNO-Nachhaltigkeitsgipfel in Rio de Janeiro haben sich die Teilnehmer auf einen Entwurf der Abschlusserklärung geeinigt. Umweltschützer sehen darin das Scheitern der Konferenz bereits festgeschrieben, Vertreter der EU hingegen verteidigen das Dokument. Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) sagt seine Teilnahme ab.

Mittagsjournal, 20.6.2012

Nadja Hahn in Rio im Gespräch mit Wolfgang Wittman.

Ohne Berlakovich

Das Rio+20-Gipfeltreffen mit mehr als 190 Teilnehmern berät von Mittwoch bis Freitag über die Möglichkeiten nachhaltiger Entwicklung. Die Konferenz soll einen neuen Anstoß zum Erhalt der Erde und dem Kampf gegen Armut geben. Zu den Teilnehmern zählen knapp 120 Staats- und Regierungschefs. Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich wird nicht teilnehmen. Berlakovich enttäuscht: "Brasilien hat ein Abschlussdokument vorgelegt, es gibt keine weiteren Verhandlungen mehr - und zum Jubeln und Feiern fliege ich nicht hin. Die Konferenz ist zu Ende, bevor sie begonnen hat." Es sei ein Gipfel der "vergebenen Chancen", betonte der Minister.

Für eine "bessere Welt"

Anfangs hatte Uneinigkeit über den von Brasilien ausgearbeiteten Text geherrscht. Die Europäer hatten den Text als zu schwach kritisiert und eine alternative Version gefordert. Auch verschiedene Nichtregierungsorganisationen hatten den Entwurf als Misserfolg bezeichnet. Nun verteidigte ihn aber die EU-Sprecherin Ida Auken, Umweltministerin Dänemarks, das die EU-Ratspräsidentschaft hat. Es sei eine Vereinbarung für eine bessere Welt, so Auken. Die in dem Text vorgesehene Einrichtung eines ranghohen politischen Forums für nachhaltige Entwicklung sei sehr wichtig. Zudem enthalte der Entwurf ein Zehnjahresprogramm für nachhaltige Produktion und nachhaltigen Konsum.

"Gipfel des Versagens"

Umweltschützer sprechen hingegen bereits von einem Scheitern der Konferenz. Der Deklarationstext sei weit hinter den ohnehin geringen Erwartungen zurückgeblieben, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit. Er bezeichnet die Veranstaltung als "Gipfel des Versagens". Egit bemängelte fehlenden Willen und mangelnde Ambition. Er wies auch darauf hin, dass "die Konsequenzen einer eskalierenden weltweiten Umweltkrise auch ökonomisch die derzeitige Finanzkrise bei weitem in den Schatten stellen würde".

Auch der WWF wertet den Text als "ein totaler Misserfolg. Die Verhandlungsführer sollten sich schämen, so etwas zur Zukunft des Planeten vorzulegen", ärgerte sich WWF-Sprecher Franko Petri. Der Text verpflichte die Staaten zu nichts. (Text: APA, Red.)

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