Nazi-Huldigung am Heldentor entlarvt

Schriften mit Nazi-Huldigungen waren bis heute genau unter jenem Denkmal versteckt, an dem die Spitzen der Republik am Nationalfeiertag Kränze zum Gedenken an die Gefallenen der Weltkriege niederlegten. Dieses seit langem bestehende Gerücht haben Wissenschaftler nun im Auftrag von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) bestätigt.

Mittagsjournal, 19.7.2012

Ort für Nazi-Gedenken nicht zufällig

In der Krypta am Wiener Heldenplatz liegt die Marmorskulptur eines gefallenen Soldaten, wo nicht nur am Nationalfeiertag die Kranzniederlegung der Republik für die Gefallenen der Weltkriege stattfindet, sondern auch das alljährliche "Totengedenken" der Burschenschafter am Jahrestag der Kapitulation des Nazi-Regimes. Dass ausgerechnet hier Schriften mit Nazi-Huldigungen versteckt sein sollen, dessen rühmte sich der einstige Bildhauer der Soldatenskulptur. Verteidigungsminister Darabos hat die Sache untersuchen lassen - und tatsächlich wurden die Wissenschaftler fündig.

Auftrag zur Klärung

Die Skulptur des gefallenen Soldaten in der Krypta stammt aus der Zeit des autoritären Ständestaates. Bildhauer war der damals bekannte Wilhelm Frass, der sich nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland dafür rühmte, beim Aufstellen der schweren Skulptur unbemerkt eine Metallhülse darunter geschmuggelt zu haben - mit einer Huldigung an den Nationalsozialismus. Das Gerücht geht seit Jahrzehnten durch die Medien, wirklich untersucht wurde es bisher nie. Allerdings hat Verteidigungsminister Norbert Darabos eine solche Untersuchung im Frühjahr in Auftrag gegeben - anlässlich einer Debatte, die sich ebenfalls um die Heldendenkmal und Krypta als Gedenkort drehte.

Der Grüne Harald Walser hatte aufgedeckt, dass in den Totenbücher der Krypta auch eines Kriegsverbrechers gedacht wurde, der an tausenden Morden in Hartheim und Sobibor beteiligt war. Darabos strich daraufhin den Namen in einem symbolischen Akt aus dem Gedenkbuch.

Neugestaltung umstritten

Nun soll die gesamte Gedenkstätte neu gestaltet werden - wie, ist noch offen, zum Beispiel die Frage, ob ein geplantes Denkmal für Wehrmachtsdeserteure ebenfalls direkt hier einbezogen wird. Ob ein solches gemeinsames Gedenken an Soldaten und Deserteure möglich ist, ist umstritten.

Vor einem Monat jedenfalls hat der Verteidigungsminister angekündigt, dass der bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober zu einer Stätte würdigen Totengedenkens werden soll, ohne Bezüge auf Kriegsverbrecher und das Naziregime.