Syrien: 200.000 flüchteten aus Aleppo

In Syrien nimmt der Kampf um die bevölkerungsreichste Stadt Aleppo kein Ende. Für die Bewohner wird die Lage unterdessen immer katastrophaler. Die, die können, haben die Stadt verlassen. Mehr als 200.000 Menschen sind in den letzten Tagen aus Aleppo geflohen. Zu den anderen gibt es in der abgeriegelten Stadt kaum Kontakt.

Morgenjournal, 1.8.2012

Zuflucht in Schulen und Moscheen

Kein Tag vergeht ohne heftige Schusswechsel, ohne Explosionen, ohne Tote - "Aleppo ist im Ausnahmezustand", sagt Melissa Flemming vom UNO-Flüchtlingshilfswerk. Und die Lage der Bewohner wird immer dramatischer. Tausende verängstigte Bewohner von Aleppo suchen Schutz in Schulen, Moscheen und anderen öffentlichen Gebäuden. "Wir haben Informationen aus mehr als 32 Schulen, in denen sich die Menschen verstecken. 7.000 befinden sich in den Schlafsälen der Universität von Aleppo. Das sind all jene, die bisher nicht aus der Stadt geflohen sind", sagt Flemming, sei es aus finanziellen oder aus familiären Gründen.

Flüchtlinge erzählen

Manche haben aber auch Angst vor der Flucht selbst. Denn die Fluchtrouten werden von bewaffneten Gruppen bewacht, es gibt oft Straßensperren und Überfälle. Diejenigen, die die Reise überstehen, fliehen in die Flüchtlingslager der Nachbarländer, geschockt und schwer traumatisiert: "Ich bin heimgekommen und habe mein Haus zerbombt vorgefunden. Meine Frau und mein Sohn waren tot, meine Tochter hat ihr Augenlicht verloren", erzählt ein Mann im Flüchtlingslager von Jordanien.

Ein Jugendlicher hat alleine aus der ebenfalls umkämpften Stadt Homs hierher durchgeschlagen: "Die Situation zuhause ist schrecklich. Sie attackieren uns mit Hubschraubern, Flugzeugen, Panzern, Raketen. Wir werden Tag und Nacht beschossen, ohne Pause. Gott befreie uns vor dem Tyrannen Baschar al Assad."

Eine Million auf der Flucht

Tausende haben das Land bereits verlassen. Andere fliehen innerhalb des Landes zu Bekannten und Familienangehörigen. Laut Schätzungen sind momentan mehr als eine Million Syrer auf der Flucht.

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