VKI: Abzocke bei Privatkliniken

Kommt bald eine Dreiklassen-Medizin? Diesen Eindruck hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) nach zahlreichen Beschwerden gewonnen. Betroffen waren Privatpatienten, die sich ihre Hüftoperation über die Zusatzversicherung finanziert haben - und dann noch einmal zahlen mussten, so der VKI.

Morgenjournal, 1.9.2012

Tanja Geleckyj

Zahlen Patienten dreifach?

Eine Hüfte - drei Mal zahlen? Das ist indiskutabel, sagt VKI-Gesundheitsexpertin Bärbel Klepp. Wie das geht? Die Patienten haben zum einen die gesetzliche Pflichtversicherung für die OP gezahlt, dann die Zusatzversicherung und schließlich wurde ihnen von den behandelnden Ärzten auch noch ein Einzelzimmer dringend empfohlen – Kostenpunkt allein dafür: im Schnitt um die 1.000 Euro. Bärbel Klepp vom VKI erklärt, dass diese Zuzahlung in Form des Einzelzimmerzuschlags dem Spital zugutekomme.

Einzelzimmer als "Vorsichtsmaßnahme"

Doch warum diese Zuzahlung? Das wollte der VKI von den vier Privatspitälern wissen und hat anonym nachgefragt. So hieß es etwa vom Hansa Sanatorium, dass die Patienten aus Hygienegründen in ein Einzelzimmer kommen. Auf Nachfrage der Ö1-Journale bestätigt man diese "Vorsichtsmaßnahme", wie es heißt und sagt, dass diese Entscheidung der Arzt und der Patient gemeinsam treffen würden. Für VKI-Gesundheitsexpertin Bärbel Klepp ist diese Begründung nicht nachvollziehbar und sagt: "Wenn es so wäre, dann wäre jedes öffentliche Krankenanstalt grob fahrlässig, die einen Patienten in ein Mehrbettzimmer zu legt."

Zuschlag für Prothese?

Einen ganz anderen Grund gibt die Privatklinik der Kreuzschwestern für den Einzelzimmerzuschlag an. Damit finanziere das Spital die teuren Prothesen, sagt der ärztliche Leiter Franz Schwarzl, weil die Bezahlung der Prothesen so kalkuliert sei, dass das Unternehmen mit Prothetik einen Verlust mache. Und diesen Verlust "müsse" man eben an die Patienten weitergeben. VKI-Gesundheitsexpertin Klepp lässt auch dieses Argument nicht gelten: "Diese Operationsklassen sind zwar pauschaliert, beinhalten alles, was zur OP gehört – von der OP-Schwester, bis zum Arzt und natürlich auch das Implantat." Oft wäre es sogar so, dass die Ärzte den Patienten eine teure Prothese einreden würden, sagt Klepp. Es werde den Patienten gesagt, sie könnten entweder das billige (schlechte) Implantat nehmen, doch für ein wirklich gutes müssten sie aufzahlen. Eine solche Praxis bei Hüftoperationen weist die Grazer Privatklinik Leech zurück. Gegenüber den Ö1-Journalen heißt es: Welche Hüftprothese bei den Patienten eingesetzt werde, hänge von der medizinischen Notwendigkeit ab.

Einzelzimmer Teil des Pakets

Das vierte Privatspital, über das sich Patienten beschwert hatten, hat den Einzelzimmerzuschlag mittlerweile abgestellt, sagt Verwaltungsdirektorin Silvia Stainer von der Privatklinik Ragnitz. Sie berichtet, dass die Patienten es schade gefunden hätten, dass das Paket nur im Einzelzimmer angeboten worden sei. Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks zählt übrigens zu den häufigsten Operationen in Österreich. Die Patienten warten mitunter lang auf einen Termin – in der Steiermark etwa bis zu einem halben Jahr.