Frank Stronach wird 80

Frank Stronach, der gelernte Werkzeugmacher und Selfmade-Milliardär, ist wohl eine der schillerndsten Unternehmerpersönlichkeiten, die Österreich je hervorgebracht hat. An diesem Donnerstag feiert Stronach seinen 80. Geburtstag.

Stronachs Biograph Wayne Lilley schrieb über ihn, er sei eine Art Genie und dabei immer auch ein bisschen Clown, alles auf einmal. Und so verwundert es nicht, dass der umtriebige Manager, der als begnadeter Selbstdarsteller gilt, nun auch in der österreichischen Politik mitmischt und bei der kommenden Nationalratswahl mit einer eigenen Partei antreten will.

Mittagsjournal, 6.9.2012

Stationen seiner Karriere

Für Frank Stronach, geboren 1932 im steirischen Kleinsemmering bei Weiz als Franz Strohsack, ist der sprichwörtliche amerikanische Traum in Erfüllung gegangen. Der gelernte Werkzeugmacher Stronach wandert in den 1950er-Jahren nach Kanada aus und gründet in einer Garage in Toronto eine kleine Firma für Werkzeugbau. Der Aufstieg beginnt, die Aufträge werden immer lukrativer, und Stronachs Firma, die er Ende 1960er-Jahre Magna International tauft, wird zu einem der größten Autozulieferer der Welt mit über 100.000 Mitarbeitern in 25 Ländern. Mitte der 1980er-Jahre kehrt Frank Stronach nach Österreich zurück, um in seiner Heimat Ideen umzusetzen – in Wirtschaft, Sport und Politik. Stronach selbst fühlt sich sehr stark mit Österreich verwurzelt und meint, im Herzen immer noch Österreicher zu sein. Im niederösterreichischen Oberwaltersdorf siedelt Stronach die Europazentrale seines Magna-Konzerns an. Ende der 90er übernimmt Stronach den damals angeschlagenen Automobilhersteller Steyr Daimler Puch und formiert daraus die profitable Magna Steyr. Im Laufe der Jahre hat Stronach alleine in Österreich rund 10.000 Arbeitsplätze geschaffen, worauf er sehr stolz ist und sagt: "Ich glaube, es wird in die Geschichte eingehen, dass ich für Österreich sehr viel gemacht habe." Den Vorwurf, er würde sein Vermögen steuerschonend im Schweizer Kanton Zug parken, weist Stronach kategorisch zurück. "Ich zahle Steuern in Österreich, und vielleicht mehr als Raiffeisen oder andere Banken", kontert der Milliardär.

Nicht nur Erfolge

Von Stronachs großen Plänen sind nicht alle aufgegangen. Sein Projekt, einen Vergnügungspark samt riesiger Weltkugel im niederösterreichischen Ebreichsdorf zu errichten, wird durch öffentlichen Widerstand zunichte gemacht, der geplante Kauf von Staatsanteilen der Voestalpine scheiterte an politischem Gegenwind, die Pferderennbahn Magna Racino in Ebreichsdorf erwies sich als wenig profitabel, und auch die vielen Millionen Euro, die Stronach in den österreichischen Fußball investiert hat, haben nicht zum Erfolg geführt. Stronach, dessen Vermögen bei rund zwei Milliarden Euro liegen soll, lebt nach einem klaren Prinzip: "Du musst dein Geld hergeben. Wennst dein Geld nicht hergibst, hast nix zum Reden."

Kein Freund von Kritik

Stronach hat seine Mitarbeiter stets am Gewinn seines Unternehmens beteiligt, trotzdem wird sein Führungs- und Managementstil mitunter als herrschaftlich und autoritär beschrieben. Kritik, auch kritische Journalistenfragen, hört Stronach nicht gerne. Das machte er kürzlich in einem Zeit im Bild 2-Interview deutlich, als er sagte: "Bitte, ich bin Steuerzahler und ich verlange, dass ich das hier ausdrücken kann was ich rüberbringen will. Sie wollen streiten mit mir?"

Stronach und die Politik

Nun geht der Selfmade-Milliardär Frank Stronach also in die österreichische Politik. Als Politiker will er sich aber dezidiert nicht bezeichnen: Er sei kein Politiker, er wolle eine Bewegung gründen, um die Missstände und das System in Österreich zu ändern. Ein Versuch Stronachs, in der Politik Fuß zu fassen, ist bereits gescheitert: Ende der 80er-Jahre trat er für die Liberale Partei Kanadas an und erlitt eine Niederlage. Stronachs Tochter Belinda hingegen hat es in Kanada bis zur Ministerin gebracht. Politisch gut vernetzt war Stronach schon immer, sein Magna-Konzern diente schon mehreren Politikern als Auffangbecken beziehungsweise Karriere-Zwischenstation, etwa Karl-Heinz Grasser, Franz Vranitzky und Herbert Paierl. Über Stronachs Parteiprogramm ist – bis auf den angestrebten Euro-Austritt – vorerst wenig bekannt.

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