ÖBB-Chef Kern gegen Verkauf

ÖBB-Chef Christian Kern zeigt sich mit ÖVP-Chef Michael Spindeleggers Verkaufsideen nicht einverstanden. Besonders stört es ihn, dass die ÖBB als wirtschaftlicher Problembetrieb behandelt würden. Die ÖBB seien auf einem erfolgreichen Gesundungskurs, das Unternehmen entwickle sich sehr positiv, so der ÖBB-Chef im Ö1-Mittagsjournal.

Mittagsjournal, 7.9.2012

ÖBB-Chef Christian Kern im Gespräch mit Michael Csoklich

Kern: "ÖBB kein Desaster"

"Was mir an dieser Debatte überhaupt nicht gefällt, ist, dass die ÖBB als wirtschaftlicher Desasterfall dargestellt wird, der gerettet werden muss", sagt ÖBB-Chef Christian Kern. Ob die ÖBB ein Idealfall für eine Privatisierung sei, möchte Kern nicht beantworten, gibt aber dafür zu verstehen: "Man war Zeuge, wie diese Diskussion vom Zaun gebrochen wurde. Ich denke, da kann sich jeder selbst einen Reim darauf machen."

Stronach sei grundsätzlich in der Lage einen Konzern zu führen, das habe er zweifellos bewiesen. Allerdings gebe es sehr viele Betätigungsfelder für ihn, so Kern.

Erleichterung für Steuerzahler?

Auf die Frage, ob die Privatisierung der ÖBB nicht eine Erleichterung für die Steuerzahler bedeuten würden, gibt Kern zu bedenken: "Natürlich nehmen wir viel Geld auf, natürlich investieren wir Milliarden in den Ausbau an Infrastrukturen. Aber diese Milliarden an Mitteln stehen ja Vermögenswerten gegenüber." In diesem Fall teile er die Meinung mit Frau Bundesministerin Bures (SPÖ), die der ÖVP in puncto ÖBB-Privatisierung eine klare Absage erteilt hat.

Er verstehe jeden, der die ÖBB kaufen möchte, da es ein absolutes Zukunftsinvestment sei, sagt der ÖBB-Chef. Seine Aufgabe sei es aber, eine österreichische Bahn in Rot-Weiß-Rot zu schaffen, die wirtschaftlich erfolgreich sei und einen Beitrag zum Wirtschaftsstandort leiste, so Kern.

Kern: "Ruhe von der Politik"

Man habe bewiesen, dass man unter der Eigentümerschaft des Bundes wirklich wirtschaftlich arbeiten könne. Wenn man sie in Ruhe arbeiten ließe, werde man diesen positiven Weg noch schneller vorangehen können, so Kern. Außerdem erwarte er sich von der Politik Rückhalt: "Ich kann mich nur massiv dagegen verwehren, dass die ÖBB als wirtschaftlicher Saftladen, als schwerer Katastrophenfall dargestellt werden, weil das sind wir nicht. Und ich würde mir wünschen von der politischen Seite Ruhe zu bekommen, um unsere Arbeit fortsetzen zu können."