Energiewende in Frankreich

Auf einer grossen Energie- und Umweltkonferenz in Paris mit 300 Teilnehmern aus Politik, Industrie, Gewerkschaften und Umweltverbänden, versucht die neue französische Regierung, erste Grundlagen zu schaffen für eine Energiewende im Land. Gleich zu Beginn hat Staatspräsident Francois Hollande persönlich angekündigt, das AKW Fessenheim im Elsass, das schon seit 35 Jahren in Betrieb ist, bis Ende 2016 schließen zu wollen.

Morgenjournal, 15.9.2012

Symbolischer Akt

Die Schließung des ältesten, noch aktiven französischen AKWs – einige Monate früher als im Wahlkampf angekündigt – ist in erster Linie ein symbolischer Akt, vielleicht aber doch der erste Schritt zu einer substantiellen Reduzierung des Atomkraftanteils am französischen Energiemix – bis 2025 sollen nur noch 50 anstatt wie bisher fast 80% des Stroms aus Atomkraftwerken kommen. Präsident Hollande: Wir wollen aus Fessenheim auch ein Beispiel der erfolgreichen Abrüstung eines AKWs machen, so dass die zahlreichen auslaufenden Kernkraftwerke in der Welt, deren Abrüstung das Beherrschen einer speziellen Technologie verlangt, für die französische Atomindustrie ein interessanter Markt werden könnten.

Lob der Grünen

Umweltorganisationen und Grüne meinten zur Ankündigung des Präsidenten, es gäbe jetzt offensichtlich einen politischen Willen, in Frankreich die Energiewende zu schaffen, nun gälte es aber, diese Worte, die Anlass zu Hoffnung seien, auch in die Tat umzusetzen. Die ehemalige Vorsitzende der Grünen und heutige Wohnungsbauministerin Duflot nannte Hollandes Rede per Twitter gar « historisch » und Nicolas Hulot, einer der populärsten französischen Umweltschützer meinte: Was den Präsidenten angeht, so hat er seinen Job gemacht, die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen jetzt aber erst, denn jedes Ministerium hat seine eigene Logik. Hulot hatte nicht vergessen, dass Industrieminister Montebourg die Atomindustrie erst jüngst noch als Zukunftsbranche bezeichnet hatte.

Konservative Politiker, darunter der Bürgermeister von Mûhlhausen, nannten die Entscheidung, Fessenheim zu schließen, irrational.

Keine Schiefergasbohrungen

Frankreichs Umweltschützer dürfen auch noch bei einem anderen, hierzulande seit Monaten heiß diskutierten Thema zufrieden sein: Präsident Hollande kündigte an, Bohrgenehmigungen zur Erforschung von Schiefergasvorkommen in weiten Teilen Frankreichs nicht erteilen zu wollen: Niemand kann beim heutigen Stand der Kenntnisse versichern, dass der Abbau von Schiefergas und Schieferöl durch das Zertrümmern von Erdschichten per Wasserdruck, nicht schwerwiegende Risiken für Gesundheit und Umwelt in sich birgt. Deswegen habe ich die Umweltministerin gebeten, umgehend die 7 vorliegenden Anträge auf Bohrgenehmigungen zurück zu weisen.

Kampf auch gegen Feinstaub

Und noch ein weiteres, in Frankreich bislang schwer vernachlässigtes Problem, wurde bei dieser Konferenz in den Vordergrund gerückt: die Reduzierung von Feinstaubpartikeln in den Großstädten – die Werte liegen hier immer noch weit über den EU-Richtlinien. Bei einem Wagenpark, der aber zu 70% aus Dieselfahrzeugen besteht und angesichts der Krise bei Frankreichs Autoherstellern ein ganz besonders heikles Thema.