Car-Sharing boomt

Das Modell Car-Sharing, also das zeitlich befristete Ausleihen eines Autos, wird immer beliebter. Allein in Wien könnten in den nächsten Jahren 100.000 Kunden Car-Sharing nutzen, meinen die Anbieter. Ihre Angebote sind recht unterschiedlich - ebenso wie die Bedürfnisse der Kunden.

Mittagsjournal, 24.9.2012

Alternative zum Taxi

Wer sich für Car-Sharing entscheidet, hat zwei Varianten zur Auswahl: Bei der neueren Variante schaut man am Smartphone oder im Internet nach, wo ein freies Auto steht und stellt es nach der Fahrt einfach irgendwo ab - es muss nur ein öffentlicher Parkplatz im Geschäftsgebiet sein. In Wien bietet das seit Dezember 2011 die Firma car2go mit 500 Kleinautos an. Firmensprecherin Juliane Mühling freut sich über 25.000 Kunden innerhalb weniger als einem Jahr. Bezahlt wird nach Zeit, der Minutentarif liegt bei 29 Cent. Die Parkgebühren zahlt die Firma per Pauschalpreis an die Stadt Wien. Für dieses Modell muss man also spontan und flexibel sein. Viele nutzen es, obwohl sie selbst ein eigenes Auto haben, oft ist es eine Alternative zum Taxi.

Kampf um Parkplätze

Die klassische Variante ist die, bei der man einen Mitgliedsbeitrag bezahlt, sich ein Auto mindestens einen Tag vorher reserviert und es von einem fixen Standplatz abholt und wieder zurückbringt. Die Firma Carsharing.at bietet das an, sie wurde vor kurzem von der US-Firma zipcar übernommen und kämpft nun verstärkt um den Markt in Wien. car2go sei dazu keine direkte Konkurrenz, sagt Geschäftsführer Christof Fuchs. Beide Systeme ergänzten einander, Kunden und auch er selbst könnten beide Systeme nebeneinander nutzen.

Seine Firma bekommt Unterstützung der rotgrünen Wiener Stadtregierung in Form von eigenen grün-gekennzeichneten Straßen Parkplätzen, in den ersten drei Monaten mietfrei. Die Begründung: Das würde dazu beitragen, Car-Sharing als Prinzip sichtbar zu machen. Die Firma car2go würde diese Form der Unterstützung nicht brauchen, weil fixe Standplätze nicht zum Geschäftsprinzip gehören. Die Umsetzung für die Carsharing.at - Parkplätze ist schwierig, weil nicht alle Bezirke gerne gute Parkplätze so exklusiv vergeben wollen.

Besser wären sowieso gemeinsame Parkplätze für mehrere Anbieter, wie etwa bei Taxistandplätzen, sagt Stefan Miklauz von der Autoverleihfirma easymotion. Die speziellen Parkplätze für je ein Auto seien zwar eine gute Werbung für die jeweilige Firma, aber nicht sinnvoll, weil dann dort meistens kein Auto stehe. easymotion will ab Ende des Jahres mit 100 Autos ins Geschäft in Wien einsteigen, und zwar mit einer Mischvariante.

Potenzial in größeren Städten

In Wien, wo der öffentliche Verkehr recht gut ausgebaut ist, funktioniert Car-Sharing recht gut und hat, so meinen Politiker und Firmen, durchaus Potenzial. In den anderen Bundesländern funktioniert es noch am ehesten in den Landeshauptstädten oder größeren Bezirksstädten. Der Verkehrsclub Österreich wünscht sich Carsharing-Stationen an allen Bahnhöfen. Carsharing.at ist in allen Landeshauptstädten außer in Eisenstadt vertreten und will ausbauen. car2go plant derzeit keine weiteren österreichischen Städte in sein Konzept ein. Car-Sharing kann den öffentlichen Verkehr nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, da sind sich alle einig.