Labour-Parteitag: Miliband ringt um Stimmen

Die oppositionelle Labour Partei hält ihre traditionelle Herbstkonferenz ab. Die Partei ist nach ihrer Niederlage gegen die Konservativen vor zwei Jahren in den Umfragen wieder im Aufwind - dank des harten Sparkurses der Cameron-Regierung und der schrumpfenden Wirtschaft. Als Klotz am Bein wird von vielen in der Partei Labour-Chef Ed Miliband empfunden.

Mittagsjournal, 3.10.2012

Rhetorik des politischen Gegners

Miliband hat es bisher nicht geschafft, einen klaren politischen Kurs festzulegen und sich als Anführer mit Premierministerqualitäten zu etablieren. Seine Persönlichkeitswerte liegen weit hinter David Cameron. In seiner Konferenzrede erklärte Miliband, Labour als Partei für eine Nation und er an der Spitze werde die Briten geeint durch die schweren Zeiten führen.

Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung, sagte schon Oscar Wilde. Ed Miliband liefert eine Parteitagsrede, die nicht nur das 140 Jahre alte Motto der Konservativen "eine Nation" trägt, sie ist auch gespickt mit der Rhetorik des politischen Gegners. Das Land müsse zusammen kommen und zusammen arbeiten, eine Nation für alle werden. David Cameron und seine Partei hätten nicht mehr das Recht, diesen Slogan zu verwenden, sie hätten das Land gespalten, in Nord und Süd, in Öffentlichen und privaten Sektor, in Arme und Reiche. Der Premierminister und die Regierung seien inkompetent, hoffnungslos, abgehoben, brächen ihre Versprechen und machten politische Kehrtwenden.

"Medizin und Arzt wechseln"

Die Reichen sollten die größte Verantwortung in dieser geeinten Nation tragen, sprich finanziell den größten Beitrag leisten. Das Sparpaket der Regierung habe nicht gefruchtet, das sei Land von einer wirtschaftlichen Erholung noch weiter entfernt, wenn die Medizin nicht helfe, müsse man sie wechseln und den Arzt gleich dazu, so Miliband. Seine erste große Mission als Premierminister wäre es, die Banken ein für alle Mal zu regulieren. Miliband verspricht, per Gesetz die Spekulationsgeschäfte im Casino Stil vom Kreditgeschäft zu trennen.

Der große Test kommt noch

Miliband sagt, er verstehe, warum die Wähler sich vor zwei Jahren für David Cameron entschieden hätten. Aber nur er könne die damals gegebenen Versprechen auch einlösen. Letztes Jahr waren viele Labour-Delegierte unschlüssig, wofür ihr neuer Chef steht und was er mit der Partei vorhat. Dieses Jahr genießen sie Ed Milibands selbstsichere, sehr persönliche, frei gesprochene Rede. Der große Test kommt aber erst. Schaffen es die Wähler ihre Augen zu schließen und sich Ed Miliband vor der berühmten schwarzen Tür mit der Nummer 10 als Premierminister vor zu stellen. Erst dann hat Ed Miliband bei der nächsten Wahl als intellektuelle Alternative zu David Cameron eine Chance.