Stronachs Problem mit der Medienfreiheit

Bei Zeitungen hat die Forderung von Frank Stronach für Aufregung gesorgt, dass nur von ihm genehmigte Aussagen in Interviews gedruckt werden. Und das ORF-Radio musste zuletzt den Wunsch Stronachs ablehnen, zum Thema Eurofighter ohne jede Kürzung auf Sendung zu gehen. Medienwissenschaftler und Medienjuristen sehen in Stronachs Vorgehen ein Problem für die Medienfreiheit.

Mittagsjournal, 29.11.2012

Stronachs Bedingungen

Gestern Abend bei der Eröffnung der Büros der neuen Partei Team Stronach neben dem Parlament in Wien bestand für Journalisten die Gelegenheit, Frank Stronach zu den umstrittenen Eurofighter-Gegengeschäften zu befragen, ein Thema, dass derzeit hohe Aufmerksamkeit findet. Hier der Versuch dazu von Eva Haslinger: "Herr Stronach, ich würde noch gerne zu den EADS-Gegengeschäften kommen. Da widersprechen Ihnen der ehemalige Wirtschaftsminister Bartenstein .." - "Ich würde das gerne beantworten, wenn Sie mir garantieren, was ich jetzt sage darüber, dass das voll aufgenommen wird." - "Es wird voll aufgenommen, ich kann Ihnen nicht garantieren, dass ich es voll spiele." - "Nein, dann geht es nicht."

"Fatal für die Demokratie"

Dabei gilt: Wenn ein Politiker fürs Radio interviewt wird, dann dauert die Aufnahme stets länger als dann auf Sendung zu hören ist. Von zehn Minuten Interview bleibt manchmal nur die eine Minute übrig, die die Redaktion für aussagekräftig hält. Wobei sich Hörer und Interviewte darauf verlassen können, dass der Sinn des Gesagten erhalten bleibt. Würden aber Politiker vorher bestimmen dürfen, was in den Nachrichten gesendet wird und was nicht, hätte das negative Folgen, warnt der Medienwissenschaftler Fritz Hausjell: "Das wäre fatal für die demokratische Entwicklung, denn die Demokratie lebt ganz wesentlich davon, dass die Medien diese Freiheit auch praktizieren und die Entscheidung vornehmen, was ist relevant, damit die öffentliche Debatte damit befasst wird und was ist andererseits aber auch nicht relevant. Und das kann nicht die Entscheidung des Herrn Stronach sein."

"Natürlichstes und wichtigstes Recht"

Ähnlich die Einschätzung der Medienjuristin Maria Windhager: Das Begehren, nur ungekürzt auf Sendung zu gehen, sei ein Problem für die Medienfreiheit: "Die Medienfreiheit gebietet, dass die Journalisten und Journalistinnen im branchenüblichen Ausmaß natürlich Beiträge bearbeiten und gestalten. Das ist das natürlichste und wichtigste Recht in der journalistischen Arbeit, das diese Gestaltungsfreiheit nicht beeinträchtigt wird."

"Kontrolle durch die Medien"

Würde man Frank Stronach zugestehen, alle seine Aussagen in voller Länge in den Nachrichten zu senden, müsste dies im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch für Werner Faymann, Michael Spindelegger, Heinz Christian Srache und alle anderen gelten. Der Medienwissenschaftler Matthias Karmasin sagt: "Das Publikum hat kein Interesse daran, stundenlange oder auch minutenlange Erklärungen zu hören. Deswegen schneiden Medien und deswegen versuchen Medien, das wesentliche der Aussage auf den Punkt zu bringen und das Publikum in der gebotenen Kürze angemessen zu informieren. Es ist nicht zumutbar, dass Politiker, Wirtschaftstreibende, oder sonst der Kontrolle der Medien zumindest theoretisch Unterworfene die Regeln bestimmen, nach denen die Medien berichten", sagt der Medienwissenschaftler Matthias Karmasin. Seine Aufnahme wurde übrigens gekürzt - so wie die aller anderen in diesem Beitrag vorgekommen Fachleute.

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