Mensdorff-Pouilly-Prozess: Erster Zeuge

Am vierten und vor Weihnachten letzten Verhandlungstag im Geldwäscheprozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly hat der Richter nun das Beweisverfahren eröffnet. Heute war der erste Zeuge am Wort, ein Finanzberater und Devisenexperte, der hohe Bargeldsummen an Mensdorff-Pouilly überbracht hatte.

Mittagsjournal, 20.12.2012

27 Botengänge mit vier Millionen

Alexander F., ein mittlerweile pensionierter Vermögensverwalter mit venezolanischen Wurzeln, der auch für die Familie Flick als Finanzberater tätig gewesen war, hatte für die beiden Angeklagten Alfons Mensdorff-Pouilly und den mitangeklagten Kurt D. "Botengänge und Quittierungsdienste" geleistet, wie der 71-Jährige im Großen Schwurgerichtssaal zu Protokoll gab. In Kuverts trug er insgesamt an die vier Mio. Euro zu Menddorff-Pouilly. Exakt 27 Mal hatte der Mann auf Ersuchen von Kurt D. die zehn Minuten lange Strecke von einem Wiener Bankhaus zum Büro Mensdorff-Pouillys zurückgelegt, wo er vereinbarungsgemäß die Geldkuverts auf einem Schreibtisch ablegte. Im Schnitt habe er 100.000 Euro transportiert, und zwar nicht in einem kleinen Koffer, wie der Staatsanwalt zuvor wiederholt anklingen hatte lassen. Dafür gebe es schließlich "Kuverts von unauffälliger Größenordnung", stellte der Zeuge klar. In der Bank sei immer alles bestens vorbereitet worden. Er habe mit seinem Wagen stets im Parkverbot vor der Bank Halt gemacht ("Das ging immer sehr schnell, daher sind keine Kosten für das Falschparken entstanden". Er habe nie gefragt, wofür die Gelder bestimmt seien. Auch ihre Herkunft habe ihn nicht interessiert. Er habe "aus Freundschaft" gehandelt und sich "nichts dabei gedacht", sagte Alexander F.

Fortsetzung im Neuen Jahr

Die Verhandlung wird am 8. Jänner mit der Befragung von Mark Cliff fortgesetzt, der im Wege einer Video-Konferenz vernommen werden soll. Der Steuer- und Finanzberater, der auch das beträchtliche Privatvermögen des Mensdorffs-Mentors Timothy Landon verwaltet hatte, gilt als Kronzeuge der Anklage. Er hatte gegenüber dem britischen Serious Fraud Office (SFO) hinsichtlich der Machenschaften bei BAE Systems ausgepackt, wo der Wiener Staatsanwalt Michael Radasztics eine auf Korruptionszahlungen ausgerichtete kriminelle Organisation ortet. Eine Vereinbarung, die Cliff mit dem SFO geschlossen hatte, sieht auch seine Kooperation mit ausländischen Strafverfolgungsbehörden vor.

Ehe Richter Stefan Apostol Mensdorff-Pouilly und Kurt D. in die Verhandlungspause entließ, wünschte er beiden noch "schöne Weihnachten und trotz allem geruhsame Feiertage. Wir sehen uns im nächsten Jahr." (Text: APA, Red.)