Politik streitet über Drogensubstitutionstherapie

Der Plan des Innenministeriums, die Substitutionstherapie für Drogenkranke abzuschaffen, sorgt jetzt für scharfe Kritik der SPÖ. Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely kritisiert den Vorstoß als plumpe Wahlkampfstrategie der ÖVP kurz vor der niederösterreichischen Landtagswahl.

Morgenjournal, 14.2.2013

Wehsely: "Wahlkampf auf dem Rücken von chronisch Kranken verwerflich"

Der Vorstoß des Innenministeriums sei wohl nur mit der bevorstehenden Wahl in Niederösterreich zu erklären, kritisiert die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely und sagt: "Ich finde es eigentlich verwerflich, auf dem Rücken von chronisch Kranken Wahlkampf zu machen."

Das Innenministerium argumentiert, dass mit Drogenersatzstoffen illegal gehandelt werde, dass den Patienten oft zu viel verschrieben und dass nur fünf von hundert den Ausstieg schaffen würden.

Sonja Wehsely kontert, dass es keine sachlichen Argumente für die Abschaffung der Behandlung von Drogenkranken mit Ersatzmedikamenten gebe. Alle Experten würden die Substitutionstherapie als großen Fortschritt bezeichnen, sagt sie: "Es geht hier offenbar darum, zu schauen, dass rechts von der ÖVP gar kein Platz mehr ist. Das kann strategisch auch sinnvoll sein, ich finde es nur unmoralisch, das auf Kosten jener Menschen zu machen, die eigentlich ganz besonders die Unterstützung und Hilfe der Gesellschaft und damit auch der Politik brauchen."

FPÖ für Abschaffung der Substitutionstherapie

Auch sie sei dafür, Missbrauch, sprich illegalen Handel mit Ersatzmedikamenten, zu bekämpfen, so Sonja Wehsely. Genau das sei aber die Aufgabe des Innenministeriums: "Genauso wie beim Kreuzbandriss weder die Innenministerin noch die Polizei herangerufen würde, um eine Operation vorzunehmen, ist es ein bisschen komisch, wieso sich die Innenministerin jetzt anmaßt zu wissen, wie man die chronische Erkrankung Sucht am besten heilen und in den Griff bekommen kann."

Das Thema beschäftigt mittlerweile auch die Oppositionsparteien. Für die Freiheitlichen ist die Substitutionstherapie ein Irrweg, sie fordern Therapie statt Ersatzdrogen. Die Grünen halten genau das für Drogenpolitik aus dem Mittelalter und fordern, dass die Ersatztherapie beibehalten wird.