Pestizide im Grundwasser

Unkrautvernichtungsmittel zählen zu den Hauptproblemen für unser Grundwasser, warnen Umweltschützer. Denn manche Chemikalien können dort jahrelang nachweisbar sein.

Mittagsjournal, 22.3.2013

Sünden der 90er

Einmal im Jahr auf dem Feld verteilen und das Unkraut bleibt weg - so einfach war das Unkrautvernichten mit dem Wirkstoff Atrazin, der bis Mitte der Neunziger Jahre vor allem im Maisanbau sehr beliebt war. 1995 wurde das Mittel aber verboten. Denn es hatte einen Haken: Atrazin bleibt ziemlich lange im Grundwasser, sagt Helmut Burtscher, Biochemiker und Pestizid-Experte bei der Umweltorganisation Global 2000: "Heuer, fast 20 Jahre später, findet man es immer noch. Und zwar ist Atrazin der häufigste nachgewiesene Pestizid-Stoff im Grundwasser."

Noch kein Gesundheitsrisiko

Und auch wenn Atrazin schon lange verboten ist, seien heute vor allem in der Landwirtschaft immer noch eine Handvoll Wirkstoffe im Einsatz, die ins Grundwasser gelangen und dort auch nachweisbar sind, sagt Burtscher. Das zeigen auch regelmäßige Grundwasseruntersuchungen des Umweltministeriums. An sich sollten laut EU-Recht nicht mehr als 0,1 Mikrogramm Pestizide pro Liter Grundwasser enthalten sein. Dieser Wert wird vereinzelt überschritten. Doch da geben selbst die Umweltschützer von Global 2000 Entwarnung. "Das ist um das hundert- bis tausendfache niedriger als das, was beispielsweise in Obst und Gemüse als Pestizid-Rückstände toleriert wird. Das heißt, eine Überschreitung dieser Grenzwerte ist noch nicht gleichzusetzen mit einem gesundheitlichen Risiko."

Vergiften wir unser Grundwasser?

Doch für Biochemiker Helmut Burtscher geht es hier vielmehr um eine prinzipielle Entscheidung: Europa habe einen recht niedrigen sicheren Grenzwert für Pestizide, weil man das hohe Gut Grundwasser schützen wollte. "Nun stehe man irgendwann vor der Entscheidung, ob wir kapitulieren und den Grenzwert anheben. Oder man muss durch Auflagen sicherstellen, dass das Grundwasser nicht vergiftet wird."

Denn auch wenn die geringe Pestizid-Menge im Grundwasser keine Gefahr ist - als Trinkwasser wäre es auch mit dieser geringen Belastung nicht mehr ohne Weiteres zulässig. Außerdem gebe es genug umweltfreundliche Alternativen zu chemischen Unkrautvernichtern, so Burtscher, wie zum Beispiel Essigsäure für den Hausgarten oder Abflämmen in der Landwirtschaft. Diese Mittel wären allerdings in der Anwendung nicht immer so einfach und bequem wie chemische Spritzmittel.