Zypern: EU-Staatsbürgerschaft als Köder

Das bisherige Geschäftsmodell Zyperns steht mit der Bankenkrise vor dem Ende. Jetzt versucht der Präsident Zyperns, reiche Ausländer mit einer Sache zu ködern, die man nicht so einfach kaufen kann - der Staatsbürgerschaft eines EU-Mitglieds.

Mittagsjournal, 15.4.2013

Angebot des Präsidenten

Zypern als Teil der EU hat etwas zu bieten, das für viele sehr wertvoll ist: die Staatsbürgerschaft. Damit verbunden ist nämlich die Reise- und Niederlassungsfreiheit in der gesamten EU. Außerdem kann man mit einem EU-Pass auch in viele Länder außerhalb Europas ohne Visum einreisen. Und nicht zuletzt ist eine zweite Staatsbürgerschaft neben - zum Beispiel - der russischen auch als eine Art Versicherung zu sehen. Denn wer Putin und Co nicht mehr passt, ist schnell Geld und Freiheit los. Und so richtet sich das Angebot von Zyperns Präsident Anastasiades auch hauptsächlich an jene wohlhabenden Russen, die jetzt überlegen, das Land zu verlassen.

Beschluss morgen

Bis jetzt musste man mindestens zehn Millionen Euro investieren, um eine Staatsbürgerschaft auf dem Expressweg zu bekommen. Jetzt sollen schon drei Millionen reichen. Und auch für all jene, die durch die Bankenkrise mehr als drei Millionen Euro verloren haben, soll es die Staatsbürgerschaft Zyperns geben.

Und noch eine Gruppe wohlhabender Ausländer will Zypern im Land halten: Wer eine Immobilie besitzt, die mehr als 15 Millionen Euro wert ist, wird ebenfalls ohne lange Fristen die Staatsbürgerschaft bekommen können. Schon morgen sollen die notwendigen Erlässe im Ministerrat beschlossen werden.

Außerdem denkt man offenbar intensiv darüber nach, wie man die Investoren im Land halten kann. So soll es weitere Steuererleichterungen für Unternehmen geben. Nach der Bankenpleite wird Zypern in den kommenden Jahren mit einer schrumpfenden Wirtschaft zu kämpfen haben. Denn außerhalb des Dienstleistungssektors hat die Insel kaum Chancen auf Wachstum