Kinderoper "Pollicino" an der Staatsoper

13 Jahre ist es her, dass es auf der Hauptbühne der Wiener Staatsoper die Premiere einer Kinderopernproduktion gegeben hat. Am 28. Apri 2013 war es wieder so weit: Auf dem Programm stand die Premiere von Hans Werner Henzes Kinderoper "Pollicino".

Gerrit Prießnitz stand am Pult des Bühnenorchesters. René Zisterer führte Regie, Maria Elena Amos entwarf die Ausstattung und die Jugend strömte ziemlich aufgeregt ins Haus am Ring.

Morgenjournal, 29.4.2013

"Noch nie habe ich solchen Spaß an der Arbeit gehabt", schrieb Hans Werner Henze in sein Tagebuch als er sich mitten in der Arbeit zu "Pollicino" befand - das Gleiche kann man vom großen und kleinen Publikum der Premiere behaupten und sich auch der Meinung von Staatsoperndirektor Dominique Meyer anschließen, dass Kinder ins große Haus gehören.

Es ist die Geschichte von sieben Buben, die von den Eltern im Wald ausgesetzt werden und die es zum Menschenfresser und dessen sieben Töchtern verschlägt. Natürlich können sie alle entkommen, bevor das Unglück seinen Lauf nimmt. Zu danken haben sie das dem kleinen Buben Pollicino, zu Deutsch: Däumling.

Ein "Märchen für Musik" nannte Henze die Oper von "Pollicino und Clotilde", die 1980 in seiner Wahlheimat Italien nach dem Däumlings-Märchen von Collodi für die Kinder von Montepulciano entstand.

Liebevoll märchenhafte Inszenierung

An der Wiener Staatsoper hat das Leading-Team René Zisterer und Maria-Elena Amos eine liebevoll märchenhafte Inszenierung auf die Bühne gestellt. Ein einfaches, gut ausgeleuchtetes Bühnenbild, das den Wald im Zentrum hat.

Köstlich charakterisiert: die Tiere des Waldes von der mondänen Hasendame im Kostüm mit Zigarettenspitz über Mademoiselle Fux im Plisseekleid bis zum livrierten Igel. Und als der Menschenfresser alias Andreas Hörl auftritt, findet so manches Kind Platz am Schoß der erwachsenen Begleitperson, womit auch deren Anwesenheit gerechtfertigt wäre. Für den Erwachsenen findet die Unterhaltung nicht nur auf der Bühne statt, ein Blick in den Zuschauerraum bietet fast genau so viel Vergnügen.

Erfolgreiche Premiere

An der Seite von Andreas Hörl sind Mattheus Sinko und Clarisse Jähn zu hören, die genau wie ihre "Brüder und Schwestern" wirklich beeindrucken. Aus der Opernriege stoßen dann noch Caroline Wenborne, Simina Ivan, Hans Peter Kammerer und Ulrike Helzel dazu.

Einziger Wermutstropfen ist die mangelhafte Textverständlichkeit mancher Sänger, die nur durch die Aktion auf der Bühne nicht so zum Tragen kommt. Im Orchestergraben spielen das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper und das Orchester des Musikgymnasiums Neustiftgasse - auch ein pädagogisch wertvoller Zug für die Kinder im Zuschauerraum. Alles in allem war es also eine äußerst erfolgreiche Premiere mit nicht enden wollenden Ovationen für alle Beteiligten.

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Wiener Staatsoper - Pollicino

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