Nuklearpläne: Putin lässt Obama abblitzen

US-Präsident Obama hat gestern in Berlin eine Verringerung des amerikanischen Atomarsenals angekündigt, und zwar um ein weiteres Drittel. Obama hat Russland zu neuen Abrüstungsgesprächen aufgefordert, doch Wladimir Putin scheint nicht gewillt, darauf einzugehen.

Morgenjournal, 20.6.2013

Putin für Aufrüstung

Es war eine Parallel-Aktion. Während Barak Obama in Berlin seine Rede vor dem Brandenburger Tor hielt besuchte Wladimir Putin in St. Petersburg eine Fabrik für moderne Luftabwehrraketen. Und während Obama dazu aufrief, die Zahl der Atomwaffen weiter zu reduzieren erklärte Putin einer Gruppe von Rüstungsexperten, dass er weiter aufrüsten will:

Militärexperten sprechen immer öfter davon, dass ein Erstschlag, eine Art Enthauptungsschlag auch gegen Nuklearmächte möglich ist. Das müssen wir bei der weiteren Entwicklung unserer Streitkräfte berücksichtigen.

Amerika und andere Staaten würden massiv in den Ausbau ihrer Raketen mittlerer Reichweite investieren, erklärt Putin und kündigt an, dass Russland in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Dollar für den Ausbau der sogenannten Kosmischen Raketenabwehr ausgeben will. Und so als wüsste er was Obama in diesen Minuten in Berlin sagt setzt Putin fort:

Wir dürfen nicht zulassen, dass die Balance der strategischen Abschreckung zerstört und die Effektivität unserer Nuklearkräfte gesenkt wird.

Wer diese Botschaft noch nicht verstanden hat bekommt nach Obamas Rede noch eine Klarstellung von Dmitrij Rogosin, dem für Rüstung zuständigen Vizepremier. Das passe alles nicht zusammen, die Führung des Landes könne diese Vorschläge nicht ernst nehmen. Wie könne Russland sein Atomwaffenarsenal reduzieren, wenn die USA gleichzeitig ihre Fähigkeiten erweitern, diese Atomwaffen abzufangen. Hintergrund ist dass die russische Führung sich über die Fähigkeiten ihrer konventionellen Waffen wenig Illusionen hingibt. Die russischen Streitkräfte werden zur Zeit komplett reorganisiert, der Ausgang der Reform ist noch offen. Auf seien Atomwaffen will Russland daher auf keinen Fall verzichten.