Familiengerichtshilfe startet

Wenn sich Eltern scheiden lassen, vergessen sie manchmal, wie sehr sich ihr Konflikt auf die Kinder auswirkt. Künftig vermitteln bei einem Obsorgestreit Familiengerichts-Helfer und vor allem -Helferinnen. Nach einem Pilotprojekt an vier Standorten verstärken ab Montag 100 Psychologinnen, Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen insgesamt 12 Bezirksgerichte.

Morgenjournal, 29.6.2013

Akzeptierte Rolle

Die Tiroler Familienrichterin Angelika May empfindet die Familiengerichtshilfe als "unglaublich entlastend", vor allem für die Kinder. Sie kennt die Familiengerichtshilfe schon. Denn seit Februar 2012 ist in Innsbruck eines der vier Pilotprojekte gelaufen. Die Familiengerichtshelferinnen reden mit zerstrittenen Eltern und versuchen Konflikte zu lösen. Ihre gesammelten Informationen liefern sie in Form eines Berichts an den zuständigen Familienrichter. Kritiker des neuen Systems befürchten, dass betroffene Eltern nicht offen mit den Familiengerichtshelferinnen sprechen, nachdem sie wissen, dass alles Gesagte vor Gericht landen kann.

Raschere Konfliktlösung

Andrea Kneidinger, die Leiterin der Familiengerichtshilfe in Innsbruck, sieht kein Problem darin, dass ihre Mitarbeiterinnen auf der einen Seite vermitteln sollen und auf der anderen Seite Berichte für die Richterinnen und Richter schreiben. Man könne die Eltern in den Erstgesprächen sehr gut über die Rolle der Hilfe informieren, das sei nie ein Problem gewesen. Bisher seien die Eltern in der Zusammenarbeit immer sehr offen und an Lösungen interessiert gewesen. "Auch wenn sie als Ehepaar nicht funktioniert haben, können sie weiter als Eltern sehr gut funktionieren. Und da brauchen sie halt ab und zu Hilfe von der Familiengerichtshilfe, das wieder zu erkennen."

Seit es die Familiengerichtshilfe gibt, habe sie rascher Entscheidungen fällen und einvernehmliche Lösungen zustande bringen können, sagt Familienrichterin Angelika May. Mithilfe der sogenannten Besuchsmittler seien auch Konflikte im Besuchsrecht besser entschärft worden.