Fall Martin: Geschworene erklärt Urteil

Nach dem Freispruch für den Todesschützen im Fall des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin gehen die Emotionen in den USA weiterhin hoch. Nun hat eine Geschworene erläutert, wie es zu dem Urteil gekommen ist.

Morgenjournal, 16.7.2013

"Wir haben es uns nicht leicht gemacht"

Die Geschworene "B37" zeigt im CNN-Interview nicht ihr Gesicht, wir kennen nicht ihren Namen. Man weiß aber, dass sie als Managerin arbeitet und mit einem Anwalt verheiratet ist. Sie sagt, sie war nach Ende des Prozesses völlig überwältigt von dem Aufruhr um das Urteil: "Die Leute sollen wissen, dass wir alles gegeben haben, um zu diesem Urteil zu kommen. Wir haben es uns nicht leicht gemacht, haben stundenlang diskutiert und nachgedacht und am Schluss haben wir geweint."

Sie zeigt große Sympathie für den Angeklagten George Zimmerman: "Ich glaube, er hat das Herz am rechten Fleck, aber es wurde beeinflusst durch den Vandalismus in der Gegend, er wollte diese Leute unbedingt erwischen und ist dadurch zu weit gegangen." Er habe sich nicht richtig verhalten. Aber das sei verständlich: "Die Umstände führten dazu, dass er Trayvon für einen Räuber hielt, denn es gab eine unglaubliche Zahl an Einbrüchen in der Gegend."

Recht auf Selbstverteidigung

Was dann wirklich geschah, könne niemand mehr sagen außer George. Ihrer Meinung nach hat es sich so abgespielt: "George hätte Trayvon nicht nachgehen sollen, aber ich glaube, Trayvon dachte dann, ich lasse mir von dem keine Angst machen, er wurde wütend und hat ihn angegriffen."

Für sie und die anderen Geschworenen war es am Ende ganz klar, dass George, den sie beim Vornamen nennt, um sein Leben fürchtete. Daher hätte er das Recht gehabt, zu schießen, egal was sich vorher abgespielt hatte. So hätten sie das Recht auf Selbstverteidigung verstanden. Rassismus habe damit nichts zu tun, sagt Geschworene B37. George hätte bei jedem anderen genauso gehandelt.

Große Gräben

Aber das ganze Interview lässt doch große Gräben zwischen Rassen und Klassen erkennen. Sie bezeichnet die schwarze Freundin, die für Trayvon ausgesagt hat, als unglaubwürdig, bemitleidenswert und ungebildet und sagt, sie hätte die Hälfte der Wörter und Ausdrücke ihrer Aussage gar nicht verstanden. Das sei eben die Sprache, in der diese Leute reden.