Abschiebung, Verhaftungen: "keine Absprachen"

Nach den ersten Abschiebungen aus dem Servitenkloster ist nun auch bekanntgeworden, dass gestern und vorgestern sechs Pakistaner wegen Schlepperei festgenommen wurden, von denen drei im Servitenkloster gewohnt haben. Der Leiter der SoKo Schlepperei, Gerald Tatzgern, dementiert terminliche Absprachen.

Morgenjournal, 31.7.2013

Internationales Fahndungsnetz

Die Soko Schlepperei Süd im Bundeskriminalamt geht davon aus, dass eine kriminelle Organisation mindestens 300 Pakistani illegal über Österreich nach Deutschland, Frankreich und Skandinavien gebracht hat. Auf die Spur der Schlepper sind die Ermittler durch Einvernahmen von geschleppten Personen gekommen, vor allem aber auch durch ein Datenaustauschprojekt von Europol und 14 Staaten, das die österreichische Polizei mitinitiiert hat. Soko-Schlepperei-Leiter Gerald Tatzgern sagt über die illegalen Einwanderer und ihre Schlepper: "Das einzige Ziel ist es, sehr viel Geld mit dem Elend dieser Menschen zu verdienen."

Ermittlungen gehen weiter

Gestern und vorgestern wurden sechs Verdächtige festgenommen, drei davon vor bzw. nahe dem Servitenkloster. In das Kloster sei die Polizei nicht eingedrungen, heißt es vom Bundeskriminalamt. Der Verdacht lautet "Schlepperei als Mitglied einer kriminellen Vereinigung" und darauf stehen ein bis zehn Jahre Haft. Die Haftbefehle sind von den Staatsanwaltschaften Wien und Wiener Neustadt gekommen. Da laut deren Sprechern gegen mehr als zehn Personen ermittelt wird, könnten weitere Verhaftungen geplant sein. Und so werden erst wenige Details zu den Ermittlungen bekannt gegeben - etwa dass pro Person 8.000 bis 10.000 Euro an die Schlepper gezahlt werden mussten.

Vom Geschleppten zum Schlepper

Aber laut dem Leiter der Soko Schlepperei geraten illegale Einwanderer oft auch in Abhängigkeit von kriminellen Organisationen. Manche Geschleppte etwa würden später selbst zu Schleppern - sei es aus Profitgier oder gezwungenermaßen, wenn sie sich durch die Schleppung verschulden und durch Mitarbeit in der Organisation ihre Schulden abbezahlen müssen. Tatzgern schließt nicht aus, dass das bei Votivkirchenflüchtlingen der Fall gewesen sein könnte.

Zugleich warnt er vor einer Verharmlosung der Schlepperei. Freilich würden illegale Einwanderer oft davon profitieren, dass sie in westliche Länder gebracht werden: "In der Schleppung sind sie keine Opfer. Wenn wer geschädigt wird, dann ist das natürlich der Staat. Aber wenn ich daran denke, dass tausende Menschen umkommen bei solchen Schleppungen, weil sie gezwungen werden im Schlauboot Meere zu überwinden, durch Wüsten zu gehen, verunfallen bei Zugschleppungen, und so weiter, dann spricht man eher nicht von opferlosen Delikten."

Keine Absprachen

Übrigens: Einen Zusammenhang zwischen den Inhaftierungen und den fast zeitgleich erfolgten Abschiebungen von anderen Votivkirchenflüchtlingen dementiert Tatzgern. Demnach soll es zwischen Fremdenpolizei und Kriminalpolizei keine terminlichen Absprachen gegeben haben.

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