Tunesien: Proteste kehren zurück

In Tunesien hat der arabische Frühling begonnen - und nach Tunesien kommen die Proteste jetzt wieder zurück. Auch wenn die Islamisten in Tunesien liberaler sind als jene in Ägypten, kommt es nun auch hier zu Zusammenstößen zwischen den Anhängern der Islamisten und jenen, die sie von der Macht weg haben wollen. Die Situation erinnert an jene in Ägypten: Beide Seiten schicken ihre Anhänger auf die Strassen.

Mittagsjournal, 31.7.2013

Druck von der Straße

In der Nacht sind wieder Tausende auf der Straße. Nicht nur in Tunis - sondern auch in vielen kleinen Städten. Ihre Forderung: Es solle Neuwahlen geben. Und die Verfassungsgebende Versammlung müsse aufgelöst werden. Auch die größte Gewerkschaft fordert ihre Mitglieder auf zu demonstrieren. Rim Ben Ammar ist eine von jenen, die - obwohl es von Tag zu Tag gefährlicher wird - auf die Straße gehen.

Ben Ammar rechnet damit, dass sich die Islamisten nicht so schnell geschlagen geben werden. Sie hätten aber jede Legitimität verloren - denn alle wichtigen Posten seien mit unfähigen Parteileuten besetzt worden die nichts zusammengebracht hätten.

Nun scheinen die Islamisten bereit zu sein, eine Regierung der Nationalen Einheit zu bilden - die Frage ist ob das die Demonstranten noch beschwichtigen kann. Doch auch die Islamistische Ennahda Partei mobilisiert ihre Anhänger. Diese haben sich vor dem Gebäude versammelt, wo die Verfassungsgebende Versammlung tagt. Eine explosive Mischung wie man sie auch von Ägypten her kennt.

Aussichten auf Neuwahl gering

Hardy Ostry ist Leiter der Deutschen Konrad Adenauer Stiftung in Tunis - er sieht allerdings trotzdem die Chance, dass es in Tunesien nicht zu Gewalt wie in Ägypten kommt.

Dass es - so wie es ja viele Demonstranten fordern - Neuwahlen in diesem Jahre geben wird, glaubt Ostry nicht. Denn die Versammlung stehe knapp davor erste konkrete Verfassungsvorschläge präsentieren zu können - und ohne neue Verfassung mache auch eine Neuwahl keinen Sinn.

Die Politik müsse auf jeden Fall diese Prozesse schnell über die Bühne bringen - um sich um die tatsächlichen Probleme der Bürger kümmern zu können. Nur spürbarer Wohlstandszuwachs könnte das Land wirklich beruhigen.